Die starke Frau hinter Winston Churchill
Die Romanbiografie "Lady Churchill" von Marie Benedict erscheint bei Kiepenheuer & Witsch.
Die Französischlehrerin Clementine Hozier trifft 1906 auf Winston Churchill, zwei Jahre später heiratet sie den Abgeordneten des britischen Unterhauses. Sie gehen als "power couple" in die Geschichte ein und bekommen fünf Kinder. Als politisch interessierte Frau hält Clementine ihrem Ehemann nicht nur den Rücken frei, sie bespricht mit ihm seine Entscheidungen und liest seine Reden und hat damit maßgeblichen Einfluß auf seine politische Karriere. Außerdem engagiert sie sich für das Frauenwahlrecht und muss sich mit diesem Thema auch mit ihrem Mann auseinander setzen. Clementine Churchill war die treibende Kraft hinter dem späteren zweimaligen Premierminister Churchill.
Marie Benedict verbindet in ihrer Romanbiografie fiktive und biografische Fakten zu einer interessanten Geschichte, die uns hinter die Kulissen im Hause Churchill bis 1965 blicken lässt. Winston Churchill ist weithin bekannt, doch wie war die Frau an seiner Seite?
Die Autorin lässt das private Leben des Ehepaares vor den historischen Vorgängen ablaufen und man erlebt die Beziehung mit ihren schönen, wie schwierigen Phasen sehr detailliert mit.
Schon zu Beginn ihrer Ehe ist Clementine klar, dass sie einen
ehrgeizigen und nicht ganz einfachen Mann heiratet. Doch sie weiß mit
seiner Art umzugehen, möchte mit ihrer Kraft die Beziehung stützen und
lässt sich auf eine Ehe mit politischer Entwicklung ein.
Aus Clementines Perspektive erleben wir eine kämpferische Frau, die ihre eigenen Interessen hinter die ihres Mannes stellt und dennoch die Kraft hat, sich als seine Beraterin seinem politischen Leben zu verschreiben. Durch die erzählte Sichtweise hat man den Eindruck, Clementine persönlich zu erleben und wird mitgenommen auf eine gut recherchierte Reise im Leben dieser beeindruckenden Frau. Geschickt beeinflusst sie Winston bei politischen Entscheidungen, glättet Unstimmigkeiten und hat so großen Einfluß auf die Außenwirkung ihres Mannes, was sicherlich zu mehr Besonnenheit und ausgewogenem Handeln sorgte. Auch setzt sie ihre Interessen und Vorstellungen gekonnt und diplomatisch durch, was mich sehr beeindruckt hat, eine Sympathieträgerin wurde sie für mich allerdings nicht. Es fehlte mir auch die Sichtweise von außen durch eine andere Person auf Clementine.
Der einnehmende und flüssige Schreibstil führt uns durch die Geschichte, lässt uns die Ehe, viele Entscheidungen und den Zweiten Weltkrieg miterleben und zeigt diese Zeit aus der Sicht der Briten.
Auf Dauer hat mich die ständige Wiederholung von Clementines Selbstreflektion etwas ermüdet. Sie war eine starke Frau und hatte großen Einfluß, doch das wird hier etwas zu häufig erwähnt. Ich kann mir eher vorstellen, dass Clementine ihr Licht unter den Scheffel gestellt hat, wie man so schön sagt. Es werden aber auch Zweifel an diesem Eheleben aufgezeigt, als Clementine sich fragt, ob sie den richtigen Platz an der Seite ihres Mannes eingenommen hat. Doch diese kurze Episode geht schnell wieder vorüber.
Das Buch liest sich interessant und wirkt mit den vielen eingebauten Vorgängen und geschichtlichen Hintergründen umfangreich und sehr gut recherchiert. Man bekommt einen Eindruck, welches Engagement diese Frau aufbringen musste, um sich ihrer Ehe mit der Politik zu verschreiben und spürt auch ihr Gewissen, sich nicht genügend um ihre Kinder gekümmert zu haben.
Ich empfehle diesen Roman allen, die sich für Geschichte aus dem Blickwinkel der Briten interessieren und mehr über diese außergewöhnliche Frau erfahren möchten.
***Herzlichen Dank an Vorablesen und den KiWi Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
Hey Barbara,
AntwortenLöschenDanke für deine Rezension zum Buch, auch wenn es mich in diesem Fall eher nicht zum Lesen des Buches einlädt.
Ich glaube, ich würde bei dem Buch ähnliche Dinge, wie du vermissen, obwohl ich gleichzeitig auch glaube, dass Clementine Churchill bestimmt eine interessante Frau war.
LG, Moni
Hallo Moni,
Löschenvon Clementine wusste ich kaum etwas. Dieser Roman zeigt die Willenskraft, die in ihrer Person wirklich ausgeprägt zu sein scheint.
Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, wenn sie mal wieder einen Roman schreibt, werde ich ihn sicher lesen.
lg Barbara