Montag, 24. April 2023

Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe - Sophie Villard

 

Ein unterhaltsamer, zeitbeschreibender Roman rund um den Bau des Eiffelturms

 
Sophie Villards Roman "Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe" erscheint im Penguin Verlag.
 
Paris 1887: Der französische Ingenieur Gustave Eiffel hat die kühne Idee, in Paris den höchsten Turm der Welt zu bauen. Der Stahlbau soll pünktlich zur Weltausstellung fertig sein und das stellt den Konstrukteur vor einige Probleme und auch der Gegenwind aus der Pariser Künstlerszene macht ihm zu schaffen. Als Gustavs Privatsekretär ausfällt, übernimmt Tochter Claire diese Aufgabe und hilft ihm aus als Mittlerin und Ratgeberin. Diese Aufgabe füllt sie zeitlich aus und darunter leidet auch ihre kleine  Familie und ihre Ehe mit Adolphe. Kann ihre Ehe diese Belastung aushalten? Es wird nicht nur für den Turm ein Wettlauf mit der Zeit! 
  

 
Sophie Villard erzählt die Entstehungsgeschichte des weltbekannten Pariser Eiffelturms, zeigt interessante Fakten um die baulichen Maßnahmen und die Anfeindungen durch die Pariser Künstler   und stellt Claire, die Tochter des Erbauers Gustav Eiffel in den Mittelpunkt ihres Romans. Zur damaligen Zeit war es unüblich, dass sich Frauen beruflichen Aufgaben widmeten. Ihr Platz war in der Familie, doch für Claire war ihre Mitarbeit im Familienunternehmen Eiffel eine Selbstverständlichkeit und für den finanziellen Unterhalt auch unerlässlich. Scheiterte der Bau des gewagten Turms, so wäre auch der Ruin der Familie die Folge gewesen. 

Der flüssige Schreibstil führt zügig durch die Geschichte und der Roman lässt sich gut lesen, denn neben der Familiengeschichte werden viele zeitgenössische Figuren, das damalige Leben und technische Fakten eingewebt, die die Handlung unterhaltsam abrunden. 
Besonders die Hintergrundszenen um die auftretenden Probleme und den Fortschritt des Turmbaus fand ich sehr interessant und war überrascht über den Widerstand der damaligen Künstlerszene von Paris. Sie hielten den Turm für einen Schandfleck. Die Erzählung der Familiengeschichte der Eiffels hat mich mitgenommen auf eine Zeitreise ins damalige Paris. 
 
Der Roman ist stimmig und lesenswert, mit der Ausarbeitung von Claires Charakter hatte ich aber so meine Probleme. So sehr ich es auch wollte, sie wirkt zwar lebendig, aber nicht sehr authentisch auf mich. Einerseits stellt sie eine selbstbewusste Frau dar, die mit ihrer Weitsicht und Intelligenz für einige Schwierigkeiten rund um den Bau praktikable Lösungen parat hat und der es gelingt, die Probleme der Arbeiterschaft aufzufangen und nebenbei ihre berufliche Tätigkeit mit familiärer Hingabe zu verbinden. Doch zu ihrer Person passt es gar nicht, dass sie altmodisch über die Beziehungen ihrer Schwester wacht und eifersüchtig auf weibliche Konkurrenz im Arbeitsfeld ihres Mannes ist. Dieses Verhalten lässt sie recht klischeehaft wirken. Es hat mich auch sehr gewundert, dass die anderen Geschwister Eiffel in der Geschichte gar keine Rolle spielen, während die Szenen um Valentines Bekanntschaft und Gedanken um ihre Verheiratung so große Aufmerksamkeit bekommt. Diesen Erzählstrang hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. Wahrscheinlich sollte er aber auch nur Claires familiäre Rolle als Mutterersatz darstellen, die sie in dieser Aufgabe vertritt.  

Unter den Nebencharakteren hat mir besonders Elisabeth Otis als toughe Frau gefallen, aber auch Gordon Bennett, der die französische Ausgabe der Zeitung "The Herald" herausgibt, den Eiffelturm-Bau unterstützt und das in seinem Blatt auch positiv darstellt. In diesem Roman wurde mir erstmalig auch bewusst, dass der Turmbau maßgeblich an das Privatvermögen der Eiffels gekoppelt war undvon den Künstlern der Stadt auch als umstrittener "Schandfleck" in Stahlform gesehen wurde. 
 
Der Autorin ist es wunderbar gelungen, die zeitliche Atmosphäre authentisch einzubringen. Angefangen vom damaligen Kleidungsstil, von dem ich gern mehr gelesen hätte, bis hin zu den zahlreichen Szenen, in denen Claire auf historische Persönlichkeiten trifft, wie Annie Oakley, Henri de Toulouse-Lautrec, Jules Verne und Guy de Maupassant als Gegner des Turms. Sie alle füllen den Roman auf lebendige Weise mit dem entsprechenden Zeitgeist der Belle Époque.

Dieser Roman brachte mir auf interessante Weise die Hintergründe vom Bau des Eiffelturms näher, ich habe bewundert, wie dieses Bauvorhaben sämtliche Widrigkeiten überstanden hat und zum Symbol von ganz Paris wurde. Die Lebensgeschichte von Claire liest sich unterhaltsam, konnte mich nur leider nicht ganz abholen, ihre Person wirkte auf mich etwas unnahbar und gekünstelt.  
 
 

***Herzlichen Dank an den Penguin Verlag und die Autorin für dieses Rezensionsexemplar!***  


2 Kommentare:

  1. Davon bekommt man nicht viel mit, wenn man die Geschichte des Eiffelturms kennt.
    Das Buch hört sich interessant an.
    Von der Autorin kenne ich nur Peggy Guggenheim, das hat mir sehr gut gefallen.
    Mal schauen, auf meine Liste kommt es auf jeden Fall.
    Lieben Gruß
    Nicole

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    1. Hallo Nicole,
      mir waren einige der Hintergrundinfos auch überhaupt nicht bekannt. Aber dafür sind ja solche Romane perfekt. Vielleicht kannst du ja auch noch in die Tiefen des Baus einsteigen.
      Peggy Guggenheim fand ich auch super.
      LG Barbara

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