Eine herzergreifende Geschichte
Hilly Martinek schreibt Drehbücher, so auch für den Kinofilm "Honig im Kopf" 2014. Ihr erster Roman "Marmelade im Herzen" ist sozusagen das literarische Remake dazu. Er erscheint 2018 im Penguin Verlag.
Tilda wohnt mit ihrer Familie in Hamburg und hat ein sorgenfreies Leben. Doch die Sorge um ihren Vater, der immer mehr Dinge vergisst, macht ihr zu schaffen. Sie bekommt regelrecht Angst, denn all das hat sie schon mit ihrem an Alzheimer erkrankten Großvater Amandus erlebt. Damals war sie 11 Jahre alt und schrieb über die Erlebnisse und Abenteuer mit ihrem Opa sogar Tagebuch.
Mit diesen schriftlichen Eintragungen beschäftigt sich Tilda und erinnert sich zurück an eine einzigartige Zeit und eine besondere Reise.
Hilly Martinek arbeitet in ihrem Roman auf berührende Art ein persönliche Lebenserfahrung ein, denn ihr eigener Vater erkrankte an Alzheimer.
Im Buch spielt Tilda zwei Rollen, einmal als Erwachsene, Mutter und Ehefrau und dann in ihren Erinnerungen und Tagebucheinträgen die 11-jährige Tilda, ein liebenswürdiges Mädchen, die sich rührend um ihren dementen Großvater kümmert und mit ihm noch einmal eine große Reise in die Vergangenheit unternimmt.
Die erwachsene Tilda bemerkt bei ihrem Vater immer mehr Anzeichen einer beginnenden Demenz. Das hat sie schon einmal erlebt, damals als 1-Jährige mit ihrem Opa. Doch so wie sie als Kind ihren Großvater einfach angenommen hat, gelingt ihr das mit ihrem Vater nur schwer. Wie soll sie damit umgehen? Auch das Zusammenleben mit ihrer Familie bedrückt Tilda. Ihren eigenen beruflichen Weg hat sie zugunsten ihrer Familie auf einen Job in der Kanzlei ihres Schwiegervaters beschränkt. Ihr Mann Philipp ist als Anwalt rund um die Uhr beschäftigt und so hängt die Kindererziehung von Käthe und Max weitgehend an ihr. Immerhin hat sie eine gute Freundin, Smylla, die ihr stets hilfreich zur Seite steht. Sie ist auch die treibende Kraft, die Tildas Leben einen neuen Impuls gibt. Gemeinsam unternehmen die Freundinnen noch einmal die Reise nach Venedig, die Tilda mit ihrem Opa erlebt hat. Mit der Reise reißen alte Wunden auf, es werden aber auch wunderschöne Erinnerungen geweckt an die rührende Beziehung zwischen Opa und Enkelin auf ihrer großen Fahrt in die Vergangenheit des Opas und seiner geliebten Frau.
Der Verlauf von Demenz und Alzheimer wird realistisch und dennoch mit einem Augenzwinkern erzählt, einige bewegende Szenen, in denen die Krankheit deutlich wird, gehen sehr unter die Haut. Als betroffener Angehöriger weiß man häufig nicht mit der Krankheit umzugehen, Kinder haben häufig die Gabe, ganz unbefangen darauf zu reagieren und die Person als solche anzunehmen.
Genauso erleben wir Tilda als Kind und dürfen mit ihr eine unglaubliche Erfahrung mitmachen. Die Reise in Opas Vergangenheit nach Venedig läuft zwar mit einigen Handicaps ab, doch sie führt letztendlich zum Ziel. Dabei kann man besonders die enge Beziehung zwischen Opa und Enkelin genießen. Ihre enge Verbundenheit ist spürbar dargestellt, die Geschichte ist traurig, komisch und zutiefst warmherzig erzählt.
Wenn man den Film "Honig im Kopf" mit dem großartigen Dieter Hallervorden bereits gesehen hat, erkennt man einige humorvolle und berührende Sprüche wieder. Aber auch dieser Roman ist sehr gut geschrieben und mit den Rückblenden toll gemacht. Er hat auf den Leser ähnliche Wirkung wie der Film.
Das Buch berührt, amüsiert, macht traurig und nachdenklich mit
der Thematik Demenz. Es ist eine sehr lesenswerte und emotionale
Geschichte.
***Herzlichen Dank an den Penguin Verlag und das Bloggerportal für die Überlassung dieses Rezensionsexemplars!***
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