Bewegend erzählter Roman um eine mutige Frau
Der historische Roman "Sturmmädchen" von Lilly Bernstein erscheint im Ullstein Verlag.
Elli, Margot und Käthe sind Freundinnen seit ihrer Kindheit, sie leben in der Eifel an der belgischen Grenze. Als die Nationalsozialisten die Macht
übernehmen, wird ihre Freundschaft jäh auseinander gerissen, denn Käthe fühlt sich von der neuen Ideologie angezogen, während
die Jüdin Margot um ihr Leben fürchten muss. In dieser Zeit verliebt sich Elli, doch ihr großes Ziel ist es, Margot zu helfen, selbst wenn sie damit auch ihre Liebe verlieren sollte.
Lilly Bernsteins Roman spielt in den späten 30er-Jahren, als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen und mit ihrer Ideologie ganz Deutschland vergifteten. Und wie man es von der Autorin gewohnt ist, hat sie auch dieses Mal wieder hervorragend recherchiert und erzählt in flüssigem und einnehmendem Schreibstil eine spannende Geschichte. Handlungsort ist ein Dorf nahe der belgischen Grenze in der Eifel, wo der Schwarzmarkt blühte. Mit bildhaft schönen Beschreibungen lässt Lilly Bernstein die landschaftlichen Schönheiten dieser Gegend sichtbar werden und beschreibt besonders idyllisch die unbeschwerten Kindertage der drei Freundinnen. Aber die Zeiten ändern sich, die Nazis kommen an die Macht und die Freundschaft der Mädchen bricht auseinander.
Käthe lebt mit Vater und Brüdern zusammen und muss ihre Alkohollaunen ertagen, außerdem kümmert sie sich um das uneheliche Kind ihrer Schwester. Sie hofft, mit ihrer Mitgliedschaft in der nationalsozialistischen Frauenschaft ihrem Elend entfliehen zu können. Elli, die mit ihrer Gehbehinderung als Hinkemädchen verschrien ist, lebt in ärmlichen Verhältnissen mit ihrer Mutter, die als Hebamme tätig ist. Margot ist Jüdin, Tochter aus gutem Hause, doch mit der Machtübernahme muss sie um ihr Leben bangen. Aber Elli hat ein großes Herz und hält zu ihr, dabei ist auch sie durch ihr Handicap nicht vor den Nazis sicher.
In diesem Roman taucht man in ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte ab und erlebt sehr authentisch die Verhältnisse der einzelnen Menschen und die bedrohliche Einflussnahme der Nazis.
Die Charaktere werden mit emotionaler Tiefe ausgelotet, Elli ist die Hauptfigur, die in dieser Geschichte eine starke Entwicklung durchmacht. Von einem ausgegrenzten Mädchen wird sie zu einer mutigen Heldin, die ihrer jüdischen Freundin hilft und mit ihrem Verhalten über sich hinaus wächst und sich damit auch selbst in Gefahr bringt. Sehr ans Herz gewachsen ist mir auch der kleine Friedrich, der ein mutiger und intelligenter kleiner Kerl ist. Auf seine Person darf man gespannt sein.
Anhand der drei Schicksale der Freundinnen erlebt man die ganze Bandbreite am Umfeld der Frauen und dem politischen Geschehen und wird in eine packende Geschichte hinein gezogen, die mit grauenvollen Erlebnissen, Verlust, Leid und Bedrohung, vielen Emotionen und verlorener Liebe zu überzeugen weiß.
Doch wie dramatisch die Szenen auch sein mögen, der Roman macht deutlich, wie Liebe und Freundschaft die Kraft gibt, um mutig und bewusst gegen das Böse anzukämpfen.
Eine bewegende, nachdenklich stimmende
Lektüre, die sehr lebendig durch die handelnden Figuren ein dunkles Kapitel sichtbar macht.
***Herzlichen Dank an Literaturtest und den Ullstein Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
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