Unverklärte Ansichten über das Landleben
Der Roman "Mühlensommer" von Martina Bogdahn erscheint im KiWi Verlag.
Maria ist erfogreiche Werbegrafikerin, alleinerziehende Mutter zweier
Teenager-Töchter und lebt in der
Stadt. Als sie gerade einen Ausflug in die
Berge unternimmt, erreicht sie der Notruf ihrer Mutter, die nach einem
Unfall ihres Vaters Marias Hilfe auf dem Mühlenhof anfordert. Maria
fährt zurück ins Dorf, die demente Großmutter und die Tiere müssen
versorgt werden.
"Es wird still, wenn ein Leben geht. Ich schaue in den Himmel, ... und ich spüre, wie irgendetwas verschwindet und uns zurücklässt... staunend, wie wenig Zeit da doch zwischen lebendig und tot war." Zitat Seite 229
Als Maria auf dem Bauernhof eintrifft, hat sie sofort alte Erinnerungen an ihre Kindheit im Kopf. Ihr kommen die schönen Erlebnisse an unbeschwerte Tage in den Sinn, doch auch die negativen Seiten, die die Tierhaltung, die ständige Bereitschaft für die Tiere und die harte Arbeir mit sich bringen.
Marias Kindheit auf dem Mühlenhof war kein Urlaub auf dem Bauernhof mit angenehmen Dingen wie Tiere streicheln oder im Heu toben. Sie wurde genau wie ihr Bruder Thomas zum Arbeiten im Schweinestall oder bei der Hopfenernte eingebunden. Inzwischen sind Jahre vergangen und Maria arbeitet erfolgreich in ihrer Werbeagentur, die Rückkehr auf dem Mühlenhof setzt alte Erinnerungen frei, die nicht immer schön sind.
Diese lebendige und feinfühlige Erzählung versetzt mich in die Zeit meiner Jugend, als es ganz selten Hitzefrei gab und die Bauernhofkinder im Sommer nicht in den Urlaub fuhren, sondern bei der Ernte als Hilfskräfte eingesetzt wurden. In diesem Buch kommen auch die beschwerlichen und arbeitsintensiven Seiten des Landlebens offen und unverblümt zur Sprache. Und hier gibt es auch die kleinen Freiheiten, den gelebten Familienzusammenhalt und ein Leben in der Natur, die hier für positive Stimmungen sorgen.
Der Erzählstil ist eher einfach, aber dennoch sehr bildhaft und stimmungsbeschreibend. Nach und nach kommt man den Figuren näher und erkennt die Entbehrungen der Familie und kann die harten Arbeitstage auf dem Hof, aber auch den Geruch von frisch gebackenem Brot und einer glücklichen Kindheit miterleben.
Dieser Roman zeigt das Landleben von seiner ungeschönten Seite, hier
liegen Tod und Leben nah beieinander und die tägliche Arbeit ist
vorrangig vor allen anderen Dingen des Familienlebens.
Ein ehrlicher, unverklärter und lebensnah erzählter Roman über das Landleben, der authentisch Erlebnisse, Bauernhofalltag und viele Kindheitserinnerungen aufzeigt.
***Herzlichen Dank für diese Buchprämie an den KiWi Verlag und an Vorablesen!***
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