Donnerstag, 9. August 2018

Bad Friends - Gilly MacMillan

Fesselnd, emotional bewegend und durch Gesellschaftskritik sehr aktuelles Buch.


"Bad Friends" ist ein Thriller von Gilly MacMillan, er erscheint im Knaur Verlag.

Noah ist 15 Jahre alt und kämpft gegen seine Krebserkrankung, sein gleichaltiger Freund Abdi ist Flüchtling somalischer Abstammung, beide sind Außenseiter in ihrer Klasse, das schweißt sie zu Freunden zusammen und sie verbringen viel Zeit miteinander. 
Die beiden Jungen unternehmen unbemerkt von den Eltern einen nächtlichen Ausflug. Dann geschieht etwas schreckliches, Noah wird bewusstlos aus dem Kanal geborgen und Abdi wurde zum Zeitpunkt des Unglücks bei ihm gesehen. Aus Abdi ist kein Wort über das Geschehene herauszubringen, er wirkt wie traumatisiert. Detective Inspector Jim Clemo untersucht den Fall und ist schnell mit fremdenfeindlichen Ansichten konfrontiert. Trägt Abdi Schuld an diesem Vorfall?  


 
"Es war schwer, Freundschaften über Glaubensgrenzen hinweg aufrechtzuerhalten, als sich mit dem Erwachsenwerden die Lebensweisen immer weiter auseinanderentwickelten." Zitat Seite 148



Die Autorin behandelt zwei brisante Themen in ihrem Buch: Flüchtlingskrise und todesbedrohende Krebserkrankung eines Kindes. Beide Themen polarisieren und bringen den Leser unweigerlich dazu, über die Schicksale der Jugendlichen, aber auch ihrer Familien nachzudenken. 
Solch ein inhaltlicher Tiefgang sorgt für Interesse, die persönliche Auseinandersetzung mit dem Gelesenen und reichlich emotionalem Miterleben.
Die Geschichte baut sich anhand verschiedener Handlungsstränge auf, die Figuren werden nach und nach vorgestellt, wobei mich das Schicksal von Abdis Familie besonders interessiert hat. Unterschiedliche Schilderungen und persönliche Informationen erhält der Leser durch die Protagonisten und kommt ihnen durch die individuelle Sichtweise gefühlsmäßig sehr nahe. 


Die Problemebene ist weit gefächert, es zeigt sich, dass die Flüchtlinge nicht nur mit Anfeindungen zu kämpfen haben, sondern auch mit ihren eigenen Erlebnissen in ihrer Vergangenheit und mit den ungewohnten Lebensbedingungen im neuen Land. Eltern und Kindern erleben die neue Heimat sehr unterschiedlich, wie weit dürfen sich die Kinder den westlichen Lebensstil aneignen? 
Und wie werden die Menschen ihre dunklen Gedanken an vergangenes Unrecht im Herkunftsland oder Flüchtlingslager wieder los?

Dieses Buch ist sehr dramatisch, es zeigt Angst und Verzweiflung und hat mich gefesselt, doch es ist meiner Meinung nach eher ein Roman als ein Thriller. Man erfasst die Probleme erst allmählich, die Autorin lässt sich Zeit im Eröffnen von Informationen, die Klarheit in die Story bringen.  
Sie beschreibt in flüssigem Schreibstil den kranken Noah, der in seinem Leben bestimmte Dinge noch erleben möchte und von Abdi einiges abfordert und Abdi, der es allen recht machen möchte und dabei mit seiner eigenen Geschichte völlig überfordert ist.  
Auch von den Eltern beider Jungen erfährt man ihre Sorgen und Ängste, ihre Lebenseinstellungen und die Wünsche für ihre Kinder. Man kann sich gut in alle Personen hineinfühlen und über die besondere Verbindung zueinander nachdenken.

Gleichzeitig sorgt sich der ermittelnde Detective Jim Clemo um seine Schwester Becky, diesen zusätzlichen Handlungsstrang habe ich neben der schon recht intensiven Hauptgeschichte eher als störend und zuviel empfunden.
Auch die fehlende Erzählerkennzeichnung möchte ich erwähnen, sie hat sich zwar aus dem Gelesenen erschlossen, sorgte aber durch mehrere Ich-Erzählerperspektiven für Unterbrechung im Lesefluss. 

Dieses Buch enthüllt erst allmählich den Zusammenhang von Vorgängen der Tatnacht und erlebtem Flüchtlingsunglück. Die Vorverurteilung von Flüchtlingen und die Art der Medienberichterstattung werden hier deutlich gemacht und es stellt sich die Frage nach Toleranz und Verständnis aller Seiten. 



Eine intensive und aktuell brisante Story mit einem ergreifenden Ende, hier verbinden sich einige Tragödien in einer einzigen Geschichte. Dieses Buch ist eher ein gesellschaftskritischer Roman als ein Thriller, auch wenn es Spannungsmomente gibt. "Bad Friends" ist auf alle Fälle ein sehr lesenswertes Buch. 



***Vielen Dank an den Knaur Verlag für die Überlassung dieses Buches!***







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