Packend geschriebener Psychothriller mit verstörenden Figuren
Der Psychothriller "Töte, was du liebst" von Christian Kraus erscheint 2018 im Droemer Verlag.
Kaum hat der junge Kommissar Alexander Pustin seine Stelle bei der Hamburger Mordkommission angetreten, findet man an der Elbe einen Toten, er starb an einer Messerattacke, die direkt ins Herz ging. Bei den Ermittlungen lernt er die Rechtsmedizinerin Luise Kellermann kennen, für ihn ist es die große Liebe. Aber Luise ist ein abweisender Charakter und lässt erst allmählich Alexanders Nähe zu. Hinter ihrer kühlen, spröden Fassade schlummert eine verborgene Seite ihres zweiten Ichs.
In diesem abgründigen Psychothriller schreibt der forensische Psychiater und Psychotherapeut Christian Kraus über eine gespaltene Persönlichkeit und das Psychogramm einer gestörten Seele.
"Resignation tötet Hoffnung." Seite 103 Zitat
In diesem Buch lässt Christian Kraus den Mörder selbst erzählen, man soll Verständnis für seine Taten aufbringen, was mir allerdings nicht gelingt. Jedoch wird schnell klar, dass man es hier mit einer gestörten Persönlichkeit zu tun hat. Der Täter nennt sich Rafael und erklärt seine dunkle Seite.Zusätzlich wird auch aus der Sicht des Opfers, von Alexander Pustin und von Luise Kellermann erzählt. Dieser Mix ist zwar interessant, weil so die jeweiligen Gedanken, Ängste und Nöte aufgezeigt werden, es verwirrt aber zunehmend, da sich neben den Figuren auch die Zeiten zwischen Gegenwart und Vergangenheit vermischen.
Mit Alexander lernen wir einen aufbrausenden jungen Mann kennen, der seinen Beruf als Kommissar gern ausübt. Ihn belasten einige Probleme, die mit seiner Familie und seiner eigenen Vergangenheit zu tun haben.
Er lernt die Gerichtsmedizinerin Luise kennen, verliebt sich in sie und wird im weiteren Verlauf der Handlung noch mehrfach ihr Retter in der Not. Denn Luise hat hinter ihrer makellosen medizinischen Fassade ebenfalls ein dunkles Geheimnis. Nach und nach kommt man dahinter und erfährt von ihrer schwierigen Kindheit.
Die Liebesgeschichte ist etwas klischeehaft, hat mich aber gut unterhalten, auch wenn ich für die Protagonisten keine Sympathie entwickeln konnte.
Wer sich an diesen Thriller wagt, sollte blutige Szenen vertragen können, aber auch kein Problem mit den Tiefen von menschlichen Abgründen haben, in die man in diesem Buch unweigerlich gezogen wird. Für mich war die Handlung besonders durch die undurchsichtigen psychischen Probleme schwer zu durchschauen. Das hat aber dazu geführt, dass ich den Täterverdacht häufig geändert habe.
Es ist für mich schwer zu verstehen, wie jemand von Tiermorden auf Menschen umschwenkt.
Und wenn man keine psychologische Kenntnisse über gespaltene Persönlichkeiten hat, wird man noch einiges andere als verstörend empfinden.
Vom Schreibstil her konnte mich der Autor überzeugen, die Tätersuche konnte mich trotz einiger Vorahnungen fesseln und eine gewisse Grundspannung hat mich ergriffen. Gestört hat mich der unruhige Handlungsaufbau, der durch Zeitsprünge der Figuren etwas uneindeutig erscheint.
Es wäre hilfreich gewesen, wenn man die psychologischen Anmerkungen im Verlauf des Buches eingestreut hätte und nicht erst im Nachwort. Das entscheidende Wissen wird man aus der Lektüre des Thrillers nicht erwerben und daher ist die Einordnung der Figuren nicht ganz einfach, da fast alle irgendwie gestört sind.
Dieser Thriller hat einen psychologischen Ansatz, der interessant zu verfolgen ist. Er fesselt, weil die Figuren mit ihren psychischen Problemen schwer einzuschätzen sind. Vielleicht sollte man das Nachwort dem Buch voranstellen.
***Mein herzlicher Dank geht an den Droemer Verlag für dieses Rezensionsexemplar.***
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