Ein spannendes Abenteuer inmitten von Hongkong
"Tödliches Spiel in Hongkong" von Robin Stevens ist der sechste Fall der Detektiv-Reihe rund um Daisy Wells und Hazel Wong. Die Reihe erscheint im Knesebeck Verlag.
Hongkong der 1930er Jahre:
Hazels geliebter Großvater ist gestorben und sie reist nach Hongkong, um traditionell die Trauerzeit mit ihrer Familie zu verbringen, ihre Freundin Daisy darf sie begleiten. Völlig überraschend stellt Hazel fest, dass sie einen Bruder bekommen hat, Baby Teddy ist der Sohn der zweiten Frau ihres Vaters und bekommt nun die ganze Aufmerksamkeit der Familie. Es beginnt ein neues Abenteuer als Teddy entführt wird und seine Magd ermordet, nun gerät Hazel sogar unter Mordverdacht. Gemeinsam bringen die Mädchen Licht in die rätselhaften Dinge und überprüfen geheimnisvolle Verdächtige und fadenscheinige Detektive.
Dieses ist mein erstes Buch aus dieser Reihe, doch ich konnte es problemlos ohne Verständnisfragen lesen.
Hazel ist die Haupterzählerin, sie steht in diesem Fall im Mittelpunkt, was bisher als Schriftführerin der Detektei eher nicht der Fall war. Sie kennt sich in der Stadt aus, spricht die Sprache und durch sie erfährt man einiges über das Leben in Hongkong, ihre reiche Familie und wie sie nun nach der Geburt eines Sohnes nicht mehr der Liebling ihres Vater ist. Es ist ein wenig Eifersucht im Spiel, das wirkt authentisch, ist aber eher unterschwellig interessant. Und Daisy Wells, die auf ihre Herkunft immer sehr stolz ist, muss entdecken, dass die Verhältnisse ihrer Familie gegen die der Wongs schon fast ärmlich wirken. Hier hat jedes Familiemitglied seinen persönlichen Diener und eigenen Fahrer.
Hazel erbt von ihrem Großvater eine Haarnadel, diese spielt im Fall eine entscheidende Rolle.
Über die gut und genau dargestellten Charaktere erfährt man recht viel, man lernt Hazels Familie kennen und sieht, wie eine Familie mit zwei Frauen funktionieren kann.
Vom Spannungsaufbau her konnte das Buch in der zweiten Hälfte erst richtig aufdrehen. Die Ermittlungen von Wells & Wong gestalten sich als schwierig, denn sie werden oft von der Familie oder dem Personal begleitet. Es sind jedoch bald mehrere Tatverdächtige gefunden, somit ist es auch für den Leser zum Miträtseln interessant. Die beiden Detektivinnen gehen mit viel Mut und Verstand und reichlich Beobachtungseifer an die Ermittlungen, ihnen hilft eine detaillierte Liste an Verdächtigen und der von ihnen entwickelte Schlachtplan.
Daneben bleibt viel Raum für die Traditionen der 1930er Jahre in Hongkong und man lernt eine Menge über diese fremde Kultur. Es zeigt sich ein besonderes Flair dieser damals schon gewaltigen Metropole.
Auch haben mich die interessanten Beschreibungen und Erklärungen Hazels schnell in die Bräuche und Traditionen der Hongkong-Chinesen eingeführt und mir wurde der Zeitgeist lebendig vor Augen geführt. Es geht um die chinesische Legende des Affenkönigs, um Mondkuchen und gebundene Füße, aber auch um die Bedeutung besonderer Zahlen. Am Ende des Romans bringt ein Glossar Aufklärung hinter manche ortstypische Begriffe. Dieses Buch ist lehrreich und öffnet den Horizont in Sachen China.
Diese Detektivgeschichte erscheint sehr klassisch im Stil der Miss-Marple-Romane, allerdings mit ganz jungen Miss Marples. Für Jugendliche ist dieses Buch sicherlich ein spannendes Abenteuer und gerade die Einblicke in chinesische Gewohnheiten, Traditionen und Lebensart sind interessante Pluspunkte.
***Herzlichen Dank an den Knesebeck Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
Liebe Barbara,
AntwortenLöscheneine sehr schöne Rezension. Du kannst wirklich auch sehr gut schreiben. Bei China, hier Hong Kong, auch wenn es zu dieser Zeit rechtlich nicht zu China gehörte, werde ich sowieso immer schwach. Altchinesische Literatur lese ich sehr gerne und ich kenne die Geschichte des Affenkönigs, das wohl beste Buch, dass ich je gelesen habe.
Vielen Dank auch für Deinen sehr schönen Kommentar auf meiner Seite.
Ich wünsche Dir noch eine wunderschöne Woche.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
Löschenna, nun haben wir aber genug Lobeshymnen ausgetauscht! ;-)
Ich wusste übrigens auch nicht genau, ob ich immer Hongkong schreiben sollte oder lieber China, denn es war ja britisch. Trotzdem waren die Traditionen der Bevölkerung ja echt chinesisch geprägt.
Liebe Grüße
Barbara