Der vermeintliche Urlaubsroman zeigt politische Hintergründe auf.
Ein Roman wie ein Film.
Ein interessanter und themenumspannender Roman, der neben seiner urlaubsähnlichen Leichtigkeit auch in die Tiefe geht.
Grit Landaus Roman "Marina, Marina" spielt in Italien und erscheint 2019 im DroemerVerlag.
Die Geschichte spielt in dem kleinen Dörfchen Sant´Amato im Italien der 60er Jahre. Es ist die Wirtschaftswunderzeit und einige Deutsche verbringen jetzt ihren Urlaub an der Blumenriviera. Nino ist noch ein Junge als er sich zum ersten Mal in Marina verliebt. Doch auch sein Vater hegt Gefühle für sie.
Dieser Roman dreht sich um die Bewohner von Sant´Amato, es geht um das alltägliche Leben, um die Liebe, um Verrat und um die Träume der Menschen in den Jahren von 1960 bis 1968. Doch es werden auch familiäre Tragödien erzählt, die ihren Ursprung in der politischen Vergangenheit Italiens haben.
Marina wird von Nino, dem Freund ihres Sohnes, angeschmachtet. Sie beginnt ein Verhältnis mit Ninos Vater. In diesem Roman zeigen sich einige Liebeswirrungen und unerfüllte Liebe, aber auch Missgunst und Neid. Das alles spielt sich vor der typischen Kulisse einer wunderschönen italienischen Sommerkulisse ab. Die ersten Urlauber erobern den Strand und bringen nicht nur Devisen, sondern auch ihr Lebensgefühl mit.
Für mich war das trotz des typischen italienischen Flairs weniger ein Urlaubsbuch, sondern eher ein Roman mit politischem Einblick in das Leben in Italien von 1960 bis 1968 mit einzelnen Rückblenden zu Erlebnissen aus der Vergangenheit im zweiten Weltkrieg und einem Ausblick in 1980. Hier erfährt man einige grausame Vorgänge von den SS-Truppen und über den rebellischen Kampf der Partisanenbewegung, der der Story ihren Tiefgang verleiht.
Auch die deutschen Urlauber bringen politische Informationen mit, so erfährt man dank Reni ihre Sicht auf das politische Geschehen von Ost und West in Deutschland.
Sehr stimmungsvoll und authentisch taucht man durch die Geschichte in das Leben der Italiener ein und fühlt den Zeitgeist, das Flair und das typische Lebensgefühl. Weil die Musik in dieser Zeit so prägend für das Zeitgeschehen steht, fangen alle 14 Kapitel mit einem passenden Hit des entsprechenden Jahres an.
Der Titel "Marina" von Rocco Granata aus dem Jahr 1959 macht den Anfang.
Übrigens hat man sämtliche Titel alle im Ohr und deshalb läuft die Handlung des Buches auch wie ein Kinofilm ab.
In diesem Roman schlägt das Schicksal unbarmherzig zu und einige Liebesgefühle werden zu unerreichten Sehnsüchten. Gespannt folgt man den schicksalsträchtigen Verknüpfungen der Familien von Sant´Amato und erlebt auch die tragischen Verluste im Jahr 1944 betroffen mit.
Was zu Beginn wie ein heiterer Urlaubsroman mit Sommerfrische und erster Verliebtheit beginnt, eröffnet im Nachhinein schwerwiegende Themen.
Einige Schicksale entwickeln sich dramatisch, die Figuren können ihrer Bestimmung nicht entgehen.
Sie scheitern, erdulden oder kämpfen, verlieren aber niemals ihre Sehnsüchte und Hoffnungen.
Ein durch die enorme Personenzahl erforderliches Personenregister, ein lehrreiches Glossar und drei italienische Rezepte vervollständigen das Buch.
Mit "Marina, Marina" ist der Autorin ein interessanter und themenumspannender Roman gelungen, der neben seiner urlaubsähnlichen Leichtigkeit auch in die Tiefe geht. Dieser Roman wirkt bildhaft wie ein Film, zusätzlich sorgen die erwähnten Musik-Hits für die akustische Untermalung.
***Herzlichen Dank an den Droemer Knaur Verlag und an Vorablesen für dieses Rezensionsexemplar!***
LIebe Barbara,
AntwortenLöschendas hört sich interessant an. Nachdem ich ja im März "Niemand weiß, dass du hier bist" das erste Mal etwas über die Partisanenbewegung während des II. WK gelesen habe, möchte ich gerne mehr darüber lesen.
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
Löschenman lernt doch nie aus! Von Partisanen wusste ich ein wenig, so langsam verdichtet sich das Wissen durch die gelesenen Bücher.
Liebe Grüße
Barbara
Halloi Barbara.
AntwortenLöschenMir hat das Buch auch sehr gut gefallen. Es ist für mich ein Highlight im Mai. Ein wirklich wunderschönes Buch. Auch ohne die Kriegsgeschichte hätte es mir gefallen. Das Nachwort der Autorin fand ich klasse.
Liebe Grüße,
Gisela
Hallo Gisela,
Löschenda sind wir ja mal im selben Genre unterwegs gewesen. :-)
Das klappt ja sonst nicht so oft.
Ich fand auch das Nachwort sehr erhellend, damit kann man sich in der Zeit besser zurechtfinden.
Liebe Grüße und einen guten Wochenstart,
Barbara