Ein aufrüttelndes und überzeugendes Buch über Essverhalten und Massentierhaltung
Selbst Kochen ist die Devise
Im Westend Verlag erscheint das Sachbuch "Ab in die Küche!" von Sternekoch Franz Keller.
Billigfleisch überschwemmt den Markt, Fast-Food-Läden haben immer noch einen regen Zulauf. Franz Keller bringt in diesem Buch überzeugende Argumente, warum der Konsument wieder selbst kochen und was er bei seiner Ernährung beachten sollte, um wieder ein natürliches Gleichgewicht in der Natur erreichen zu können. Die Bevölkerung ist bereit für eine Agrar- und Lebensmittelwende, doch die Politik wird in Deutschland und der EU von den starken Lobbyinteressen ausgebremst.
Gesund und lecker Kochen kann man mit guten Rohstoffen und einfachen Mitteln, man muss es nur wollen und die Gründe dafür verstehen.
Franz Keller erklärt in diesem Buch sehr überzeugend seine Kritikpunkte an der Landwirtschafts- und Nahrungsmittelindustrie. Das nicht alle Probleme in der Landwirtschaft mit Geld geregelt werden können, liegt klar auf der Hand. Hier muss ein Wechsel stattfinden, das Umdenken weg von Billigfleisch und hin zu angemessener Tierhaltung, mit Preisen, die die Verbraucher durchaus bereit sind zu zahlen.
Wenn schon Sterneköche auf den Irrsinn unserer Nahrungsmittelindustrie hinweisen und der Landwirtschaft die rote Karten zeigen, ist der Punkt gekommen, wo nicht nur die Politik umdenken und handeln muss, sondern auch der Verbraucher. Denn die Kaufkraft der Verbraucher regelt auch den Markt. Dessen sollte sich jeder einzelne von uns bewusst sein.
Wie in vielen Haushalten mangelt es an Zeit für ausgiebige Kochvorgänge, doch das muss nicht sein. Mit einer gebündelten Vorbereitung verschiedener Grundlagen in der Küche kann man einige Schritte für mehrere Tage vorbereiten und muss nur noch kleine Arbeitsgänge einsetzen.
Brühen, gekochte Gemüse und Fleisch kann man in größeren Mengen vorbereiten, konservieren und die nächsten Tage darauf zurückgreifen. Schon unsere Großmütter waren solche Kochvorgänge gewohnt, wir müssen uns nur darauf zurückbesinnen.
Franz Keller erklärt sehr überzeugend, welche Lebensweisen wir im Umgang mit unseren Nahrungsmitteln überdenken müssen und welchen Weg wir sinnvollerweise einschlagen sollen. Die Tierhaltung und -verwertung läuft auf Billigware hinaus. Das muss sich ändern, dann werden auch die Güllemengen wieder sinken und die Preise zwar höher werden, aber das muss uns gutes Essen wert sein. Denn zusätzlich zu den günstigen Preisen muss man ehrlicherweise auch die Kosten für die Umweltsünden aufaddieren. Langfristig gerechnet ist die Umweltbelastung teurer als kurzfristige Preisanstiege für Biofleisch und Bioprodukte.
Dank seiner anekdotenreichen Geschichten und seiner direkten Sprache mit erschlagenden Argumenten, erkennt man schnell, was die industrielle Lebensmittelproduktion mit diversen Zusatzstoffen für unsere Ernährung bedeutet und was wir damit letztendlich unserer Gesundheit und unserer Umwelt antun. Erschreckend ehrlich stellt Keller die Diagnose, dass wir krank werden, wenn wir weiter so essen wie bisher.
Im Rezeptteil finden sich viele schmackhafte Grundgerichte, die vielfältig sind und die man gut nachkochen kann.
"Tomatensugo mit Basilikum und Pinienkernen"
"Gerstenrisotto mit Gemüsewürfeln und geräucherter Forelle"
Die Graupe ist das europäische Superfood statt Chia oder Quinoa.
"Kartoffelgratin mit Zuccinistreifen und geröstetem Wirsing"
"Kartoffelrösti mit griechischem Joghurt und Seeteufel"
"Kartoffelsalat"
"Gerösteter Rosenkohl mit Alblinsen"
Die Herstellung von eigenen Brühen ist Franz Keller sehr wichtig. Diese Grundlage ermöglicht es, mit Gemüsen später die besten Kochergebnisse zu erzielen. Wie man diese herstellt, erfahren wir im Buch.
Reste von Lebensmitteln machen einen horrenden Anteil an unserem Müll aus, da muss sich ändern. Denn aus Resten lassen sich manchmal die besten Gerichte zaubern, weil man die Zusammenstellung nur einmal ändert. Überhaupt macht selbst Kochen richtig Spaß, nur so wissen wir, welche Produkte wir verwenden und damit auch zu uns nehmen. Je weniger Inhaltsstoffe ein Produkt hat, umso ursprünglicher und unverarbeiteter ist es. Das muss uns klar sein, wenn wir etwas kaufen.
Einige Geschichten aus Kellers Leben lockern dieses Sachbuch auf und sorgen für unterhaltsame und interessante Fakten. Er erzählt gerne, so scheint es und bringt diese Anekdoten auch gern unters Volk. Das Kochen wurde Keller schon in die Wiege gelegt, seine Mutter war die erste Sterneköchin Deutschlands, dankbar erzählt er von ihr und seiner Großmutter Mathilde. In seinem Restaurant trafen sich auch Politiker wie A. Merkel und W. Putin und Keller macht deutlich, wie ein gemeinsames Essen auf Menschen wirken kann.
Zum Ende des Buches nimmt er die sogenannte Bauernmilliarde aufs Korn. Wie man das Geld sinnvoll einsetzen könnte, dazu hat er eine Meinung und stellt ein Gedankenmodell vor. Was wäre, wenn Deutschland aus der Massentierhaltung ausstiege?
Statt Billigware sollte mehr Wert auf Qualität gelegt werden, dann kann die Landwirtschaft gesunden. Viele negative Beispiele gibt es bereits im Anbau von Avocado und mit Quinoa, dort wird in manchen Ländern mit allen Mitteln die Produktion angetrieben, am Ende wird abgeholzt, das Trinkwasser verschwendet und den Einheimischen die Lebensgrundlage für ihre Rohstoffe genommen.
Ab in die Küche! setzt eine klare Botschaft gegen die Lebensmittelindustrie und gegen die Massentierhaltung. Wir haben die Kontrolle über unsere Ernährung, wenn wir selbst kochen und manche Dinge überdenken. Ein wichtiges Buch, welches sich auch unsere Politiker für Ernährung und Landwirtschaft mal durchlesen sollten.
***Vielen Dank an den Westend Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
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