Montag, 17. August 2020

Omama - Lisa Eckhart

Wird man lieben oder hassen

Spöttisch, bissig erzählt, wortgewandt, aber auf Dauer nervig zu lesen


"Omama" ist der Roman von Lisa Eckhart, einer östereichischen Kabarettistin, das Buch erscheint im Zsolnay Verlag.

"Helga, schnell, die Russen kommen!" 1945 ist Oma Helga in der Pubertät und kämpft mit ihrer schönen Schwester Inge um die Gunst der Besatzer. Was Helga in dieser Zeit alles erlebt, wie sich ihr Leben entwickelt und wie die Beziehung zur ihrer Enkelin Lisa aussieht, davon handelt dieses Buch.  


"Dass jeder Mensch zwei Großmütter hat, ist kein geringeres Übel denn die fatalste Doppelbesetzung der Natur. Die Liebe der Großmutter für ihre Enkel ist unteilbar und absolut." Zitat Seite 9
 
Ich mag amüsante Bücher mit Wortwitz und einer amüsanten Handlung. Mein gewähltes Zitat mit seinen weiteren Ausführungen ist ein Beispiel für gelungenen Humor. Warum hat mir dann dieses Buch nicht besser gefallen?  
 
Die Sprache ist in diesem Buch ein Problem, auch wenn Frau Eckhart durchaus sehr geschickt damit umgehen kann. Aber viele Begriffe finde ich zu negativ in der Wirkung ("fäkales Wochenbett") und der eingebaute Dialekt liest sich sperrig und nicht sehr angenehm, der Tonfall ist dauerhaft biestig und fabulierend, was ich sehr ermüdend empfinde. Vor lauter Konzentration auf die sprachlichen Ergüsse geht hier das Interesse für die Handlung, also die Geschichte um die Großmutter, fast gänzlich verloren. Dabei bietet gerade diese Figur viel Potential und einzelne Szenen geben einen Eindruck aus der Besatzungszeit, ihrem Dorfleben und dem nicht einfachem Lebensweg dieser Frau wieder. Über allem wird die Hassliebe mit ihrer Enkelin Lisa spürbar. Doch das geht im Geplänkel leider immer wieder unter.  

Die Charaktere entsprechen einer Gruppe von ländlichen Bewohnern, die man aufgrund ihrer negativen Titulierung am untersten Level der Gesellschaft eingruppiert. Fast alle Frauen gelten als Dorfschlampen, dazu gesellen sich die Dorfdeppen und Trinker und der Dorfpfarrer ist gleichzeitig der Dorfarzt und somit immer im Bilde über die Sünden seiner Schäfchen. Das macht mir die Figuren nicht gerade sympathisch. 

Als markige Aussagen mit Knalleffekt mögen manche Szenen dieses Buches durchaus für den kabarettistischen Gebrauch für Lacher sorgen. Sie lesen sich auch ganz witzig, allerdings sorgt in diesem Buch die Aneinanderreihung dieser oft derben Verballhornungen mit überwiegend fiesem und bissigen Unterton einfach nur Verdruß beim Lesen. Es ist zuviel Biss und beim Lesen verliert sich die Handlung im Fabulieren und die vielen Szenen um die Dorfmatratzen finde ich ziemlich nervig. Das Ganze ist wohl besser für den Kabarettabend geeignet.  

"Omama" ist ein polarisierendes Buch. Fans der Kabarettistin werden es sicherlich mögen. Kann man lesen, muss man aber nicht. 


Vielen Dank an den Zsolnay Verlag und Vorablesen!


 

2 Kommentare:

  1. Wie gut, dass Du es so ehrlich beschreibst,
    denn am Anfang hört sich das Buch richtig gut an.
    Ja, manche Bücher brauchten einfach nicht.
    Ganz lieben Gruß
    Nicole

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    Antworten
    1. Hallo Nicole,

      einzelne Passagen lesen sich gut, die Frau kann bissigen Witz wirklich voll auf den Punkt als Lacher präsentieren. Aber dann zieht sich das Lamentieren und Schlechtmachen so durchgehend negativ durch die Geschichte, dass man die Lust verliert.

      Liebe Grüße
      Barbara

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