Ein atmosphärisches Familiendrama lässt tief blicken
Bei Hanser Blau erscheint der Roman "Unter Wasser Nacht" von Kristina Hauff.
Seit ihrer Zeit als Aktivisten in Gorleben sind die Paare Sophie/Thies und Inga/Bodo befreundet und bewohnen im idyllischen niedersächsischen Wendland einen Hof mit Scheune. Doch ihre frühere Freundschaft ist inzwischen zerbrochen. Thies und Sophie haben ihren Sohn Aaron verloren, er ertrank in der Elbe, der Grund seines Ertrinkens wurde nie aufgeklärt. Die Trauer und Schuldgefühle sitzen tief und umso schlimmer ist es für das Paar, weil sie täglich neidvoll vor Augen haben, wie Inga und Bodo mit ihren Kindern ein scheinbar perfektes Familienleben führen. Die Gründe für den Tod kommen ans Licht, als eine Besucherin einige Dinge über Aarons Leben aufdeckt.
"Sie liebte ihren Sohn. So sehr. Aber manchmal war das Gefühl wie verschüttet, unter dicken Schichten von Geröll. Manchmal wusste sie einfach nicht, wer er war. Er war ihr fremd." Zitat Seite 56
Zwei Paare teilen sich im Wendland einen Hof. Anfangs waren sie eng befreundet, doch nach dem Tod von Aaron geht man sich aus dem Weg und die Stimmung ist angespannt. Was ist geschehen? Die dahinter verborgenen Gründe und schmerzhaften Wahrheiten werden im Laufe der Geschichte aufgedeckt.
Kristina Hauff schreibt sehr flüssig und beschreibt bildhaft und fast schon poetisch die Landschaft und das Elbufer. Vor dieser Naturidylle lässt sie ein Drama ihrer Figuren ablaufen. Kapitelweise wechselt die Perspektive und aus der Sicht ihrer Figuren taucht man immer tiefer in die Geschichte ein und erhält damit Einblicke in deren Seelenleben. Jeder hat das Leben mit Aaron und mit seinem Verlust anders erlebt.
Dieser
Roman zeigt, wie sich Geheimnisse auf die Beziehungen von
Menschen auswirken können. Die Ehe von Thies und Sophie steht durch den Verlust ihres Kindes auf der Kippe, die Freundschaft beider Paare ist darüber zerbrochen.
Mit den Auftauchen von Mara aus dem dänischen Freistadt Christiania,
lockert sie die melancholische Stille zwischen den Familien mit ihrem umgänglichen Wesen etwas auf,
freundet sich mit ihnen an und wirbelt damit aber reichlich Staub aus
der Vergangenheit auf, mehr als den Bewohnern lieb ist. Aber sie bringt wieder
Leben in die Bewohner und es entwickelt sich sogar wieder eine
lockere Beziehung. Als Mara jedoch eine andere Seite von sich zeigt und die Eltern mit
Vorwürfen überhäuft, beginnen die Paare über sie
nachzuforschen.
Das Buch hat eine fesselnde Wirkung, weil die Hintergründe um den Tod von Aaron einfach neugierig machen. Jeder der Protagonisten hat eigene Probleme, aber niemand ist fähig, darüber zu sprechen. Während des Lesens habe ich mich immer gefragt, wie jeder Einzelne unter den Umständen gelitten haben muss. Wie schmerzhaft muss es für eine Mutter sein, wenn sie ihr Kind nicht mehr so lieben kann wie sie es möchte, weil es ihr fremd wird und es dann von einem auf den anderen Tag stirbt? Aarons Verhalten entpuppt sich alles andere als friedlich. Er ist ein gewalttätiges Kind, neigt zu aggressiven Aussetzern und setzt die Nachbarstochter Jella unter Druck. Warum hat das niemand gemerkt, wo man doch so eng beieinander wohnt? Und warum haben die Eltern keine professionelle Hilfe geholt? Auch hat es mich gewundert, dass Mara hier so schnell Vertrauen gewinnen konnte.
Die Konflikte der Charaktere kommen in den Dialogen ans Licht, manches wird aber nur angedeutet. Trotzdem werden die Sorgen, Trauergefühle und Ängste sichtbar gemacht. Einiges erscheint mir etwas aufgesetzt und ich konnte auch zu keiner Figur eine besondere Nähe aufbauen. Was ja nicht zwingend erforderlich ist.
Diese Story hat mich gefesselt und ich mag den interessanten Kontrast zwischen schöner Naturkulisse und familiären Problemen. Ein Gegenwartsroman, der menschlichen Lebenswegen, Erfahrungen und Beziehungsnöte aufdeckt und einem Drama auf die Spur kommt.
***Herzlichen Dank an Hanser Blau und an Vorablesen für dieses Rezensionsexemplar!***
- Hauff, Kristina - In blaukalter Tiefe
Liebe Barbara,,, ich habe mir erlaubt Deine tolle Rezi auf meinem Blog zu verlinken. Ich hoffe, dass es Dir recht ist....
AntwortenLöschenEinen schöenen sonnigen Sonntag im knirschenden Schnee wünsche ich Dir/Euch!
Angela
Hallo Angela,
Löschendas freut mich! Darfst du gerne machen.
Euch auch einen tollen Sonntag,ob nun mit oder ohne Valentin. 😜
Liebe Grüße
Barbara