Authentischer Krimi, der mit seinem Fall und reichlich Portugal-Feeling gut unterhalten kann
Mario Limas Krimi "Die Mauern von Porto" ist der dritte Teil einer Reihe um Inspektor Fonseca, der im Heyne Verlag erscheint.
Im ältesten Viertel Portos, dem Stadtteil Bairro da Sé, werden nach einem Brand in einem leer stehenden Haus hinter einer zugemauerten Wand zwei skelettierte, weibliche Leichen gefunden. Die Gerichtsmedizin stellt ein Tötungsdelikt fest, das vor 22 Jahren stattgefunden haben muss. Inspektor Fonseca von der Polícia Judiciária und sein Team befassen sich mit den Ermittlungen zu diesem Cold Case, als aber die Staatsanwaltschaft den Fall überprüft, wird der Fall wegen Überschreitung der Verjährung zu den Akten gelegt. Das sorgt nicht nur bei den Ermittlern, sondern auch bei der Bevölkerung für große Empörung.
Im deutschen Recht verjährt Mord nicht, in Portugal bereits nach 15 Jahren. Diese Erkenntnis ärgert auch die Ermittler beim vorliegenden Cold Case, einem Mord an zwei Frauen. Als ein Mitarbeiter einer Stiftung ermordet wird, bekommt der Fall eine neue Richtung. Hängen die Fälle zusammen?
In diesem abwechslungsreichen Polizeiroman zeigen Fonseca und sein Team eindrücklich wie Polizeiarbeit abläuft und wie sie an Nachbarn, die nichts bemerkt haben wollen und an den Hürden der Gesetzgebung scheitern. Der Fall wird mit reichlich Arbeitseifer verfolgt, viele Bewohner werden befragt und doch scheint man dem Täter nichts mehr anhaben zu können. Mario Lima schreibt sehr flüssig und mit reichlich landestypischem Flair, sodaß man die Schönheiten der Stadt und das portugiesische Lebensgefühl miterleben kann, das mit Geselligkeit, gutem Essen und Vinho Verde für echtes Urlaubsfeeling führt. Arroz de Tamboril und hinterher eine Pastel de Nata, das erinnert an eigene Urlaubsfreuden.
Es geht aber auch um einen Mordfall, der Verbindungen zum Drogenmilieu aufweist und um das Problem der Verjährung von Mord. Sehr interessant finde ich die eingebauten Informationen bezüglich der Folgen der Nelkenrevolution in den portugiesischen Kolonien, wie beispielsweise in Angola. Durch den Umsturz in Portugal wurde Angola entkolonialisiert, für die Bevölkerung begannen nun aber bewaffnete Auseinandersetzungen von Befreiungsbewegungen, die in einen Bürgerkrieg mündeten. Solche gesellschaftspolitischen Hintergründe bereichern Krimis immer ungemein, denn sie zeigen die Realität.
Mit den unterschiedlichen und differenziert gezeichneten Charakteren wird man gut unterhalten, besonders die sympathische Figuren, wie Fonseca, Tété und Marcia, habe ich gern begleitet. Mit Tété Marinho kommt eine neue Inspektorin mit angolanischen Wurzeln zum Team, die auch mit ihrer Herkunft für interessante Aspekte sorgt.
Im Großen und Ganzen kommt dieser Krimi durch die angenehme Lebensart der Portugiesen mit viel Leichtigkeit daher, auch wenn die Gewalttaten, Prostitution und das Drogenproblem zum Tagesgeschäft der Polizei gehören. Die Opfer wurden mit brutaler Gewalt ermordet, dennoch werden keine blutigen Szenen beschrieben und man kann die Handlungen nur im Nachhinein erahnen. Es gibt viele spannende Momente, besonders eine spezielle Befragung zum Ende des Buches bringt reichlich Nervenkitzel und es stellt mich als Leserin zufrieden, dass der ursprüngliche Täter letzten Endes der Tat überführt werden kann. Ein wenig mehr Spannung hätte dem Buch zwar gut getan, aber ich habe mich auch so gut unterhalten gefühlt.
Dieser gut durchdachte Krimi punktet mit authentischen Figuren,
realistisch wirkender Polizeiarbeit, gesellschaftspolitischen Hintergründen, zeigt das besondere portugiesische Lebensgefühl und weckt damit Urlaubsstimmung.
***Herzlichen Dank an den Heyne Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
Liebe barbara,
AntwortenLöschenmein Exemplar ist heute angekommen. Ich lese vial LB mit. Hast du die Vorgänger gelesen? ich bin erst mit band 2 eingestiegen, aber hatte keinerlei Probleme. Nun bin ich auf den neuen Fall gespannt und freue mich, dass du 5 Sterne vergeben hast.
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
Löschendas freut mich, die Leserunde habe ich heute erst bemerkt. Den Krimi hat mir der Autor angeboten, was mich natürlich sehr gefreut hat. 4,5 Sterne, die ich aber guten Gewissens aufgerundet habe.
Ich wünsche dir viel Spaß bei der LR und eine gute Woche,
liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
AntwortenLöschendie Rezi macht Lust auf einen Ausflug nach Portugal und einen spannenden Krimi. wer möchte jetzt nicht reisen und irgendwann werde ich auch dort mal hinfahren :-)
Liebe Grüße
Gela
http://gelas-home-of-books.blogspot.com/
Liebe Gela,
Löschenich war bereits einmal in Portugal, dort ist es wunderschön und ich würde auch gerne mal wieder dahin reisen. Wann, das steht allerdings in den Sternen und so war der Krimi immerhin eine gedankliche Reise.
Liebe Grüße
Barbara