Von diesem Roman hatte ich mir mehr versprochen.
Der Originalroman "The Midsummer Garden" der Australierin Kirsty Mannings Roman erschien bereits 2017. Die deutsche Übersetzung durch Sonja Rebernik-Heidegger "Der Garten der Düfte" erscheint 2018 im Knaur Verlag.
Die Vorankündigung verspricht einen Wohlfühl-Roman für alle Sinne.
Die zwei Frauen in diesem Roman trennen rund 500 Jahre und gleichzeitig verbindet sie ihre Leidenschaft für das Kochen und für die Kombination der unterschiedlichsten Zutaten.
Pip Arnet ist Meeresbiologin und lebt in Tasmanien, sie steht kurz vor ihrer Doktorarbeit über Muscheln und möchte sich nicht gerne festlegen, das gilt vor allem für ihren Freund Jack. In einen Kupferkessel, ein Verlobungsgeschenk ihrer Eltern, entdeckt sie das mittelalterliche Rezepte-Büchlein einer gewissen Artemisia.
Artemisia ist Köchin an einem französischen Hof im Jahr 1487. Sie verstand es ausgezeichnet, mit Kräutern und besonderen Zutaten außergewöhnliche Gerichte zu kreieren.
Pip versucht auf ihrer Reise durch Europa dieser Artemisia näher zu kommen und etwas über sie in Erfahrung zu bringen. Dabei lernt sie aber auch sich selbst besser kennen...
Dieser Roman wurde als Wohlfühlroman für alle Sinne umworben, ich habe mich auf eine schöne kulinarische Lektüre gefreut und diese mit Einschränkungen auch erhalten.
Man taucht abwechselnd in Pips und Artemisias Leben ein, erfährt etwas von ihren Lebensumständen und ihren Möglichkeiten. Während Pip ihr Leben so ausrichten kann, wie sie es selbst bestimmt, bleibt Artemisia nur die Stelle am Hof als Köchin. Sie ist als Dienstbotin der Willkür des Abtes unterworfen und hat darunter sehr zu leiden. Als sie sich in den jungen Andreas verliebt, ist auch das dem Abt ein Dorn im Auge. Den Hof regiert ein weltlicher Herrscher und für dessen Hochzeit plant und führt Artemisia ein oppulentes Hochzeitsmahl mit mittelalterlichem Prunk.
Mir hat der Einblick ins Mittelalter mit Artemisia sehr gut gefallen. Ihr Leben wird nur über einen kurzen Zeitraum beschrieben und ich habe mit ihr gelitten, wenn sie gepeinigt, gedemütigt sowie misshandelt wurde und ich habe mit ihr Hoffnung geschöpft, als sie sich in Andreas verliebt und mit ihm einen Briefwechsel beginnt. Ihre kulinarischen Köstlichkeiten sind wahre Kunstwerke und sie hat ein großes Wissen über Kräuter, Gewürze und Lebensmittelkunde. Auch ihre Zeitgenossen sind interessant zu beobachten, man kann sich das Leben am Hofe gut vorstellen, besonders die armseligen Zustände des Gesindes. Von früh bis spät wurde gearbeitet, teilweise als Leibeigene und für einen Hungerlohn.
Pip vertieft sich in die Rezepte von Artemisia, sie zieht durch Europa und lernt kochen in erlesenen Restaurants. Doch die Verbindung zu Artemisia reißt irgendwann ab. Sie haben nur das Kochen gemein. Hier verliert sich die Autorin in vielen Gerichten, Besonderheiten der Zutaten und der Zubereitung. Am Anfang konnte ich ihr noch begeistert folgen, doch irgendwann wurde es mir zuviel. Die etlichen Kräuter und Lebensmittel überforderten mich in ihrer Masse und Vielfalt und ich hätte stattdessen lieber nur einige Gerichte vom Hochzeitsbankett in Rezeptform erhalten. Außerdem wurde in Artemisias Küche Würfelzucker verwendet, eine Erfindung, die ein Franzose erst 1875 auf dem Markt brachte. Solche Fehler sind bei guter Recherche unnötig.
Endlich nähert sich Pip dem Château, in dem Artemisia gelebt hat und ich hoffte auf eine besondere Auflösung oder Verbindung. Das konnte mir die Autorin nicht bieten, es entwickelte sich nicht in dem Maße, wie ich es mir erhofft habe. Ein weiterer Teil der Handlung, in dem es um Pips Schwester Meg geht, konnte mich ebenfalls nicht überzeugen.
Die Verbindung der beiden Frauen blieb für mich ohne eine wichtige Aussage. Pip war mir auch nicht so sympathisch wie Artemisia. Bis zum Ende habe ich auf den entscheidenden Punkt, die wichtige Schnittstelle gehofft, womit sich beide Figuren verbinden. Ich habe den Brautstrauß als solches für mich angenommen.
Schreibtechnisch kann man der Autorin nichts vormachen. Sie beherrscht ihr Handwerk, es liegt allein an der fehlenden Schnittstelle der beiden Figuren, das mich dieser Roman nicht begeistern konnte.
Dieser Roman besticht durch die kulinarischen Gerichte vor etwa 500 Jahren an einem französischen Hof. Die Suche der neuzeitlichen Figur Pipa geht ihre eigenen Wege, sie entwickelt sich und kommt dennoch der historischen Figur nicht richtig nahe.
Ein sehr ausführlicher Roman, von dem ich mir mehr versprochen habe.
***Herzlichen Dank an den Knaur Verlag für die Bereitstellung dieses Buches!***
[Werbung nach § 2 Nr. 5 TMG] Ich möchte darauf hinweisen, dass ich für diesen Beitrag nicht bezahlt wurde und ihn aus freien Stücken veröffentliche.
Ich glaub ich habe zu viele Bücher die sich für mich interessanter anhören . Danke für die ehrlich Rezi ;)
AntwortenLöschenLG heidi