Eine melancholisch wirkende Seelenwanderung
Auf der Suche nach der eigenen Identität
Nina George zeigt in ihrem Roman "Die Schönheit der Nacht" die Suche nach der Identität. Der Roman erscheint im Knaur Verlag.
Claire und Gilles führen ein perfekt scheinendes Leben, sie haben einen Sohn, ein traumhaftes Ferienhaus in der Bretagne. Sie ist Verhaltensbiologin, er Komponist und ein liebender Ehemann. Und doch fehlt etwas ...das ausfüllende Gefühl, zu leben und nicht nur zu funktionieren.
Claire zieht sich immer mehr zurück und sucht nach tiefen Gefühlen, die sich scheinbar verloren hat. Auch Gilles wendet sich auf dieser Suche anderen Frauen zu.
Ihren Sommerurlaub in der Bretagne verbringen Claire und Gille mit ihrem Sohn und dessen Freundin Julie. Dort kommen sich die beiden Frauen näher und entdecken Gefühle, die sich bisher nicht kannten.
Dieser Roman zielt nicht auf eine bestimmte Handlung ab, er zeigt vielmehr das Seelenleben der einzelnen Figuren auf und legt damit Stimmungen und Gefühle offen.
Nina George bricht die äußere Hülle ihrer Protagonisten auf und bringt mit melancholisch wirkenden Worten das Innere zu Papier.
Claire war in ihrem Leben und in ihrer Rollen als Mutter, Frau und Biologin eine funktioniernde Person. Ihre eigenen Gefühle wirken wie versteinert. Sie wirkt sehr kühl und kommt Julie anfangs noch recht eifersüchtig entgegen.
Doch auch Julie fehlt der springende Funke, der ihr Leben mit Liebe füllen könnte.
Diese Suche verbindet die beiden Frauen.
Nina George zeigt in literarisch und auch poetisch klingender Sprache und unter Verwendung französischer Wörter schöne Momentaufnahmen, bildhafte Worthülsen und Vergleiche der Figuren und ihre Suche nach der eigenen Identität und der Liebe.
Auf diese Szenen muss man sich einlassen, sich überraschen lassen von den Worthülsen und Bildern der Gefühle. Wie sich Claire von Julie wieder in die Jugendsuche hineinziehen lässt und das bisher Gewordene neu überdenkt, ist ein Prozeß, den nicht jeder Leser mögen wird.
Lässt man sich darauf ein, so findet man sich inmitten dieses Prozesses wieder und wird wieder von den Gefühlen der Jugend und der Suche nach dem Leben durchflutet.
Besonders die Darstellung des Flairs der französischen Lebensart und der landschaftlichen Schönheit hat mir gut gefallen. Doch dies ist nur die Plattform, vor der die Seelenwanderung der Protagonisten geschieht. Es ist mehr ein Roman, der in die Figuren eintaucht und ihre inneren Sehnsüchte entdecken will. Es geht um Weiblichkeit, Sexualität und über die Art, wie sich Menschen verändern und ihre Leben damit auch.
Das um sich selbst Kreisen kommt meiner Persönlichkeit nicht sehr nahe, deswegen konnte mir dieser Roman auch neben der zugegeben schönen Sprache nicht viel geben. Ich war gespannt, welche Entwicklung sich bei den Personen ergeben würde, sie wurden mir aber auch in keinster Weise sympathisch. Ich musste mich doch etwas zwingen weiterzulesen, um an der Geschichte dranzubleiben.
Ein anspruchsvoller Roman, der sich mit leicht melancholischem Stil auf die Suche nach der Identität und dem Glück macht. Der Blick geht ins Innere der Figuren, es ist kein lockerer Frauenroman, der einfach nur unterhalten will.
***Diesen Roman habe ich mir für meine Punkte auf Vorablesen eingetauscht. Danke an den Knaur Verlag für die Übersendung dieses Buches!***
Für diese Rezension wurde ich von Vorablesen mit der Edelfeder des Monats April 2018 ausgezeichnet.
Liebe Barbara,
AntwortenLöschenich hatte mit der Leseprobe bei vorablesen auch ein paar Schwierigkeiten, die ich deshalb auch mit drei Sternen berwertete.
Im Großen und Ganzen hat mir das, was die Autorin erzählt, zugesagt. Sie findet feine Worte und vermag es, das innere Wesen von Claire zu beleuchten. Und hierin lag für mich das Problem: Manchmal kam es mir ein wenig zu philosophisch und erdrückend in der Aussage vor.
Danke, dass im Grunde meine Einschätzung untermauerst.
Allerbeste Grüße
Anke
Liebe Anke,
Löschenich hatte einen etwas anderen Roman nach der Leseprobe erwartet. Schade, jetzt habe ich dafür sogar meine Prämienpunkte ver(sch)wendet.
LG Barbara
Schade, dass Du den Roman nicht geniessen konntest. Deine Rezension liest sich sehr berührend und interessiert. Über die drei Sterne war ich am Ende überrascht.
AntwortenLöschenLG Angela
Liebe Angela,
LöschenDrei Sterne vergeben ich für Bücher, die man durchaus gut lesen kann. Bei diesem Buch ist es ist dieses ständig um sich selbst kreisen, sich selbst erfahren und die Fragen nach Veränderung, die mich nicht so mitziehen.
LG Barbara