Sonntag, 3. Juni 2018

Blasse Helden - Arthur Isarin

Eine blasse, weil oberflächliche Hauptfigur zeigt uns "the Russian Way"

 

Arthur Isarins Roman "Blasse Helden" erscheint im Knaus Verlag. Er führt uns in die 90er Jahre nach Russland.

Auf der Suche nach Leichtigkeit und Freiheit zieht der junge Anton Anfang der 90er von Deutschland nach Russland. Sozusagen im Gegenverkehr zu den von dort flüchtenden Spätaussiedlern. Anton arbeitet in Moskau für einen Rohstoffhändler, zieht Geschäfte an Land und erlebt Umbruch, Korruption und wie das Kapital langsam, aber sicher die Macht gewinnt. 





Diesen Roman habe ich als Buchflüsterin erhalten, ansonsten hätte ich mir diese Thematik nicht ausgesucht. 
Der blasse Held Anton findet in Moskau ein Land im Wandel vor. Er herrscht Rezession, die Einkommen sind geschrumpft, im Gegenzug stieg die Todesrate durch Alkoholismus dagegen stark an. Die sozialen Bedingungen sind katastrophal und Prostitution und Kriminalität nehmen rapide zu.

Lieferschwierigkeiten von Kohle, Wodka und kollektives Saufen mit Geschäftspartnern, problematische Arbeitseinstellung, Materialermüdung und Verschleiß: Russland hat Probleme, die wiederum im Wodka ertränkt werden. Ein Teufelskreis.

Doch Anton nutzt seine Position aus und fühlt sich in Moskau recht wohl, er ist Ökonom und nicht ungebildet, trotzdem versprüht seine Figur nur einen blassen Charme, um nicht zu sagen, gar keinen.
Durch seinen Job als hohes Tier in der Kohlebranche und als Mann aus dem Westen ist er ein gern gesehener Gast, er hat wechselnde kurze Liebschaften, empfindet aber keine echten Gefühle für die Frauen. Binden würde er sich nicht, er genießt das protzige Leben in Saus und Braus. Als Jelzins Regierungszeit von Putin abgelöst wird, geht Anton, denn seine Freiheit geht ihm über alles.

Das Buch hat einen Aufbau in Form von Episoden, der Schreibstil ist recht plakativ und wirkt journalistisch, es lässt sich dennoch leicht lesen. Mit hat neben den landesgegebenen Vorgängen und Lebensweisen trotzdem etwas gefehlt. Ich kann es gar nicht genau sagen was, aber Anton allein hat mir nicht gereicht. 

Die gesellschaftlichen Bedingungen sorgen für schwierige Verhältnisse in Russland im Umbruch nach Jelzin, man erkennt die Lage der einfachen Bevölkerung und dennoch erzählt der Autor durch Anton scheinbar leicht und teilweise humorvoll die ungeschönte Wahrheit. Es ist fraglich, ob die Menschen in Russland ihre Lage wirklich einfach nur erdulden oder ob der Wodka ihnen hilft, aber mich konnte diese Geschichte nicht richtig erreichen. 

Anton erlebt einen Ritt auf dem Feuer, er spielt mit seiner Macht, setzt sich über Moral hinweg und zeigt damit schonungslos offen die Mentalität und Probleme vor Ort. 
Irgendwie wollte der Autor die Situation und den gesellschaftlichen Wandel Russlands aufzeigen, mir konnte er damit aber nicht mehr vermitteln als Informationen über Land und Leute.

Anton ist und bleibt für mich ein blasser Held, moralisch verdorben und entwickelt nur zögerlich ein wenig Bedenken. Zu wenig in meinen Augen und daher konnte mich dieses Buch auch nicht überzeugen. 


Der Roman „Blasse Helden“ führt in die Zeit zwischen Kommunismus und Putinregierung, der Sozialismus ist erledigt, der Kapitalismus hält Einzug. Wer sich für diese Zeit interessiert, findet mit diesem Buch eine passende Lektüre. 

 ***Herzlichen Dank für dieses Leseexemplar aus dem Knaus Verlag, ich habe es von Buecher.de als Buchflüsterin erhalten!***




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