Berührender Familienroman zum Thema Demenz
Im List Verlag erscheint der Roman "Marigolds Töchter" von Julia Woolf.
In einem kleinen Ort in England betreibt Marigold den Dorfladen . Sie ist als gute Seele bekannt, ist hilfsbereit und engagiert sich in ein paar Vereinen des Ortes. Außerdem kümmert sie sich aufopfernd um ihre Familie, ihren Mann Dennis, die erwachsenen Töchter Daisy und Suze, die wieder bei ihren Eltern leben und Marigolds pessimistische Mutter Nan, mit der sie es nicht leicht hat. Während all dieser Aufgaben bemerkt Marigold, dass sie immer vergesslicher wird, mit Notizen versucht sie, alles im Blick zu haben, doch irgendwann wird das auch der Familie bewusst.
In diesem Familienroman wird die Demenz thematisiert, man erlebt sehr eindringlich und berührend die Ängste und wachsende Unsicherheit Marigolds vor dieser Krankheit. Anfangs überspielt sie vieles mit Ausreden, doch die Vorfälle häufen sich und man merkt betroffen, wie schwer dieses Schicksal auf das Leben der Betroffenen einwirkt. Denn sie werden sich dieser schleichenden Entwicklung des Vergessens nur allzu bewusst.
Marigolds Mann Dennis bemerkt die Veränderung, will es aber nicht wahrhaben und versucht, das Problem zu ignorieren. Suze ist Influencerin und eine egoistische Person, sie lässt sich gern von ihrer Mutter bedienen und auch finanziell konnte sie auf sie zählen. Mit der Krankheit macht sie ihrer Mutter Vorwürfe und ein schlechtes Gewissen, natürlich leidet Marigold damit zusätzlich. Daisy ist nach einer gescheiterten Beziehung in die Heimat zurückgekehrt. Bei ihr entwickelt sich eine Liebesgeschichte zu Taran, der in Toronto lebt. Sie muss sich entscheiden, schon einmal hat sie ihre Heimat für einen Mann verlassen.
Besonders gelungen ist der Autorin die Charakterdarstellung ihrer Figuren, Marigolds liebenswerte Art macht sie sofort sympathisch und auch die anderen Figuren hat man sehr detailliert mit Vor- und Nachteilen bildhaft vor Augen. Einige Figuren entwickeln sich auch weiter und das Familienleben wird sehr intensiv gezeigt. Ich mochte die direkte und etwas spöttische Art von Großmutter Nan, dadurch wurde die Geschichte humorvoll aufgelockert. Ihre treffenden Bemerkungen sind ihrer Lebensweisheit und ihrer Ehrlichkeit geschuldet und sie nimmt kein Blatt vor den Mund.
Am meisten ergriffen hat mich die spürbare tiefe Liebe zwischen Marigold und Dennis und letztendlich auch der wachsende Zusammenhalt in der Familie. Übertrieben wirkt der Erfolg von Suze, die ein Buch über die Krankheit der Mutter schreibt und es prompt ein Renner wird, genauso ergeht es Daisy mit ihrer Malerei. Solche Zufälle wirken geschönt und damit unrealistisch.
Lobend erwähnen möchte ich den wunderbar einfühlsamen Schreibstil der Autorin, die sehr bildhaft die Stimmungen in der Familie und der Dorfgemeinschaft beschreibt. Man gerät in einen Lesesog, auch wenn man weiß, das die Krankheit sich im wahren Leben noch viel dramatischer zeigt. Letzteres veranlasst mich auch zu meiner Entscheidung von 3 Sternen.
Bei diesem ergreifenden Roman muss einfach bis zum Ende lesen. Auch wenn der Umgang mit der Demenz im echten Leben nicht so einfach ist, habe ich mit Marigold mitgefühlt und gelitten.
***Herzlichen Dank an den List Verlag und an Vorablesen für dieses Rezensionsexemplar!***
Liebe Barbara,
AntwortenLöschen3 Sterne...da sind wir uns einig!
Suze hat mich durchwegs genervt. Da sagst du was wahres " egoistische Person" ...und dazu sehr unreif.
Liebe Grüsse
Irene