Opulent, bewegend und zeitgenau beschreibender Auftaktband
Die Trilogie "Das Kaffeehaus" von Marie Lacrosse alias Marita Spang erscheint im Goldmann Verlag. Der Auftaktband heißt "Bewegte Jahre" und führt nach Wien.
Wien, Ende des 19. Jahrhunderts:
Die junge Komtess Sophie von Werdenfels flieht gerne aus ihrem tristen Elternhaus, um bei ihrem bürgerlichen Onkel Stephan im Café Prinzess, wie sein prachtvolles Kaffeehaus heißt, auszuhelfen. Hier trifft sich der Wiener Hofadel und dort lernt Sophie auch Richard von Löwenstein kennen, der ein Freund des Kronprinzen Rudolf ist. Ihre Freundin Mary Vetsera
verliebt sich in den verheirateten Kronprinzen Rudolf und die darauf folgende Affäre bringt die
österreich-ungarische Monarchie ins Wanken.
Marie Lacrosse hat für diesen Roman reichlich Recherchearbeit geleistet, in ihrer Geschichte bringt sie ihre Leser/innen in die Zeit des Hochadels. Der Zeitgeist wird spürbar und die historischen Eckdaten werden wunderbar in die Geschichte eingewebt, hier bekommt man einen bildreichen und wortgewaltigen Geschichtsunterricht geboten, bei dem die sogenannte Mayerling-Affäre, die tragische Lebensgeschichte von Kronprinz Rudolf und seiner Affäre mit Mary Vetsera, in den Blickwinkel gerät.
Komtess Sophie von Werdenfels zieht es oft in das Kaffee ihres Onkels, besser als die Zeit mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater zu verbringen. Sie führt ein Leben der gehobenen Schicht und trotzdem hält ihr Vater sie kurz. Sophie lernt Richard von Löwenfels kennen, Richard verliebt sich in Sophie, hat jedoch wegen Geldsorgen in eine arrangierte Ehe mit Amalie von Thurnau eingewilligt.
Die Schwärmerei ihrer Freundin Mary Vetsera wird ihr schnell bewusst, sie ist förmlich besessen von Kronprinz Rudolf. Das kann nicht gut gehen, schliesslich ist der Adelige bereits verheiratet. Doch so sehr Sophie und Richard die Beiden zur Vernunft bringen wollen, so schnell geraten auch sie beide in Schwierigkeiten.
Mit flüssiger und zeitlich angepasster Sprache erweckt die Autorin diese Epoche wunderbar bildhaft zum Leben, sie beschreibt die Kleidung, die Räumlichkeiten und die höfischen Gegebenheiten sehr detailliert, sodaß man sich alles gut vorstellen kann. Der Adel gibt mehr auf das Erscheinungsbild als auf das, was man wirklich ist. Es zählen die Finanzen und wer einmal auf dem Parkett des Adels ausgerutscht ist, der verliert seine Position und wird mit Klatsch und Tratsch beim Kaffee überschüttet. Das Café Prinzess ist bevorzugter Treffpunkt vieler Adeliger, die Kaffee-Spezialitäten und Torten sind vielfältig, so wie die Mokkaprinzentorte. Dazu gibt es im Buch ein Rezept.
Dieser Roman ist sehr umfangreich, ich brauchte einige Zeit, um hineinzugelangen und mich mit den Figuren vertraut zu machen. Bei der großen Personenanzahl musste ich mehrfach im Personenregister nachschlagen, weil mir die österreichisch-ungarische Adelswelt nicht sehr geläufig ist. Die Entwicklung der Affäre habe ich gespannt bis zum bitteren Ende des Paares mitverfolgt. Von anderen Personen wurde beiden übel mitgespielt, was ich mitleidig zur Kenntnis genommen habe.
Es ist erstaunlich, wenn man die glorreiche Darstellung von Kaiserin Sisi und Kaiser Franz Joseph aus vielen Filmen kennt und hier nun erkennt, das ihr Sohn Rudolf nicht die liebevolle Anerkennung seiner Eltern erfahren durfte.
Mit zahlreichem Kartenmaterial, dem Personenregister und einem Glossar ausgestattet, sorgt dieser Roman für authentische Lektüre, die man sich gut erlesen kann, um die Zeit historisch genau vor Augen zu haben.
Dieser historische Roman wurde perfekt recherchiert, zeigt die Lebenswelt des Adels und bringt viele Beschreibungen der Schauplätze mit ein. Für Leser/innen historischer Lektüre mit Blick auf die k.u.k. Monachie kann ich dieses Buch besonders empfehlen.
***Herzlichen Dank an das Bloggerportal und den Goldmann Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
Liebe Barbara,
AntwortenLöschenschön, dass dir der Auftakt auch gefallen hat. Schua mal unter Wahrheit und Fiktion...auf Seite 704 steht mein Name =)
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
AntwortenLöschendeinen Namen habe ich schon gefunden, wie schön, dass du mit deinem Wissen der Autorin helfen konntest. Und so eine Nennung freut einen ja besonders. Meine Rezi mit Namen wurde mal von Isabel Bogdan auf ihrer Web-Seite aufgeführt, da war ich auch stolz.
Liebe Grüße und eine gute Woche,
Barbara
Oh, wie schön! Ja, da ist man wirklich stolz, auch wenn man eigentlich gar nicht so viel dazu beigetragen hat =)
LöschenLiebe Grüße
Martina
Immerhin konntest du mit deinem Wissen Rede und Antwort stehen. :-)
LöschenIch lese gerne Bücher aus dieser Epoche liebe Barbara.
AntwortenLöschenDas hört sich prima an und es kommt auf meine ewig lange Liste, die irgendwie nicht kürzer wird.
Danke und lieben Gruß
Nicole
Liebe Nicole,
Löschendann mal rauf auf die Liste, es folgen übrigens noch zwei Bücher der Reihe. Da kommt dann ordentlich was zusammen. *lach
Liebe Grüße und ein schönes Adventswochenende,
Barbara