Freitag, 22. Januar 2021

Alte Sorten - Ewald Arenz

Berührender Roman über eine ungewöhnliche Freundschaft

Im Dumont Verlag erscheint der Roman "Alte Sorten" von Ewald Arenz.

Die Teenagerin Sally flieht aus einer Klinik und kommt zufällig auf den Bauernhof von Liss, die zurückgezogen lebt und den Hof allein bewirtschaftet. Liss erkennt, wie allein und unverstanden sich Sally gerade fühlt und lässt sie bei sich wohnen. 


Dieses Buch hat mich in eine wunderbare Atmosphäre auf dem Land entführt. Ich befand mich inmitten von Weinbergen, entdeckte alte Birnensorten und sah gackernden Hühner auf dem Hof zu. Unweigerlich taucht man bei den schönen Naturbeschreibungen ab in eine ländliche Idylle, von der man weiß, es steckt harte Arbeit dahinter und man braucht schon Biss, um die Weinlese und die anfallenden Aufgaben zu erledigen. Die schweigsame Liss übernimmt hier die Geschicke des Hofes, dies ist ihr Rückzugsort wo sie sich mit dem Leben arrangiert hat. Sally ist abgehauen, sie möchte nicht zurück in ihr altes Leben, sie gewöhnt sich nach anfänglicher Rebellion auf dem Hof ein und scheint einen Ort gefunden zu haben, wo sie angekommen ist.

Ewald Arenz bringt in seiner melancholisch wirkenden Geschichte zwei Außenseiterinnen zusammen, die beide seelische Verletzungen erlitten haben und lässt uns teilhaben, wie sie eine besondere Freundschaft aufbauen. Beide Frauen haben mehr gemeinsam als man zunächst meinen mag. Sie reden nicht viel und doch ist gegenseitige Anerkennung vorhanden, sie stützen sich gegenseitig. Sprachlich ist die Geschichte ein Genuss, wenn man mal von einigen Kraftausdrücken und Flüchen absieht. Da hätte man sich etwas zurückhalten können, einige sind aber nötig, zeigen sie doch die Gefühlslage, die überschäumende Wut und die Emotionen der Protagonistinnen auf. Der Erzählstil wechselt von leise und poetisch zu berührend und wütend bzw. krass, je nach Stimmlage der Figuren oder des Schauplatzes in der Natur. Das Gespür und die feine Beobachtung der Stimmungen werden in diesem Buch sehr gut in Worte umgesetzt.

Je mehr ich las, umso interessierter verfolgte ich die Lebenswege der Frauen und umso mehr berührten mich ihre Schicksale. Es ist eine Geschichte, die nachdenklich macht und gut unterhält, weil die Figuren sich aneinander reiben,
sich weiter entwickeln und sich gegenseitig verstehen und helfen. Solche Freundschaften sind Gold wert. 

"Alte Sorten" erzählt wie aus Fremden Freundinnen werden. Es ist ein berührender Roman über eine ungewöhnliche Freundschaft, der Wunden offen legt und sich vor stimmungsvoller Landschaftsbeschreibung entfalten kann.



4 Kommentare:

  1. Liebe Barbara,
    ich mochte das Buch sehr und habe noch immer keine Rezi dazu geschrieben...Schande über mich. Aber gerade bei Büchern, die mir sehr gut gefallen haben und die kein Reziexemplar sind, tu ich mir besonders schwer. Verisse habe ich viel schneller geschieben ;)
    Liebe Grüße
    Martina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Martina,

      das kann ich verstehen, wenn es kein Reziexemplar ist, ist der Druck eben gar nicht da. :-) Vielleicht hast du bald mal die entscheidende Schreiblust.

      Schönes Wochenende,
      lg Barbara

      Löschen
    2. Ich habe das Buch schon länger auf meinem Reader und freu mich nun umso mehr drauf. Es ist auch kein Rezi Exemplar....
      LG Angela

      Löschen
    3. Angela: Ja, dann hat man mal etwas Lesestoff in der "Not"! *;-)

      Frisst ja kein Brot und irgendwann geht es den alten Sorten an den Kragen!
      lg Barbara

      Löschen

Ab dem 25. Mai tritt die neue Verordnung der DSGVO (Datenschutzgrundverordung) in Kraft.
Mit Absenden eines Kommentars erklärst Du Dich einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden .
Weitere Informationen von Google und die Datenschutzerklärung findest Du hier :
https://policies.google.com/privacy?hl=de