Montag, 8. Januar 2018

Die Seefahrerin - Catherine Poulain

Drastisch erzählte Lebenserfahrungen einer Frau in der Männerdomäne Fischfang. Hat mich nicht erreicht.


"Die Seefahrerin" ist das preisgekrönte Romandebüt von Catherine Poulain. Der Abenteuerroman erscheint im btb Verlag. (Werbung)


Klappentext: Lili ist frei. Sie hat ihr Leben hinter sich gelassen. Vor der Westküste Alaskas fährt sie als einzige Frau mit einer Fischfangbesatzung über den Ozean. Sie ist dem eiskaltem Wind des Meers ausgesetzt, spürt das Salz auf der Haut, schuftet, schläft an Deck des Schiffes, geht an ihre Grenzen – und wird Teil der rauen Welt der hartgesottenen Matrosen. Doch einer unter ihnen ist anders als alle anderen: Lili und Jude ziehen sich magisch an, ihre Beziehung ist fast zerstörerisch. Als er sie bittet, mit ihm fortzugehen, muss Lili sich entscheiden zwischen der grenzenlosen Freiheit der Meere und der vielleicht größten Liebe ihres Lebens.




Catherine Poulain heuerte als Anfängerin auf einem Fischtrawler in Alaska an. Jetzt erzählt sie von ihrer Faszination für diesen harten Jobs unter Männern.

Lili heuert auf dem Fischtrawler Rebel vor der Küste Alaskas an, als einzige Frau unter Männern. Sie liebt die Freiheit und sucht das Abenteuer. Es kostet sie viel Kraft und Durchsetzungsvermögen, sie kämpft mit den harten Witterungsbedingungen und mit der extremen Arbeitsbelastung, mit Schlafmangel und mit der Schwierigkeit, hier als Frau ihren Mann zu stehen.

Dort lernt sie auch Jude kennen, ein trinkender, rauhbeiniger Seeman, in den sie sich verliebt. Doch ihre Liebe ist unberechenbar, fast animalisch und nicht auf ein gemeinsames Leben ausgerichtet.

Eine Frau behauptet sich als Fischerin und lebt das harte Leben auf See neben harten Männern. Selbstbeweis, Freiheitsdrang und wohl auch ein paar zu viele männliche Hormone. Was treibt sie an, warum tut sie sich diese Drangsalen an? Wie hält sie das aus, täglich mit dem Fischschleim, Fischblut und dem beißenden Geruch beim Ausnehmen der glitschigen Fische, den vor Kälte und Salzwasser starren Händen? Zum Schlafen lediglich einen Schlafsack und einen Platz am Boden? Irgendwie ist sie in ihrem Freiheitsdrang voller Mut und Arbeitskraft, das habe ich bewundert. Aber ich kann es trotzdem nicht verstehen, denn ihre Kollegen sind wortkarg, rau und einfach harte Kerle.

Von diesem Roman habe ich mit anfangs noch faszinieren lassen, denn Lily ist eine extreme Figur mit großem Freiheitsdrang, couragiert und verwegen bei ihrem Arbeitseinsatz auf See. Ihr Charakter imponiert mir zunächst, doch ihr Leben erscheint mir nicht so frei wie sie es gern leben würde. Wo ist da die Freiheit, wenn man ständig den Zwängen an Bord des Trawlers unterworfen ist und ständig auf der Hut vor den männlichen Kollegen sein muss. 
Geht es ihr um die Anerkennung der Männer? So wie sie beschrieben wird, kann ich es nur erahnen.  

Neben Lily werden die anderen Charaktere nur äußerlich abgewickelt. Mir fehlt die Tiefe durch Gedanken und der nähere Zugang zu anderen Figuren. Die Männer werden als hartgesottene Fischer dargestellt, grob, ständig trinkend und mit Träumen von einem Leben, dass sie wohl nie erreichen werden. 

Was aber mein größter Kritikpunkt ist, der Schreibstil liegt mir einfach nicht. Er ist fast eine stetige Folge und Aufzählung von Vorkommnissen und Handlungsabläufen. Die Sätze sind sehr einfach, es wird viel bildhaft beschrieben, aber die Texte wirken teilweise wie abgehackt. Dabei wurde dieser Roman 2016 für den Prix Goncourt du Premier nominiert und ist mehrfach ausgezeichnet. Von der Sprache her bin ich richtig enttäuscht.  

Interessant finde ich einige Abläufe an Bord, Deck schrubben, wie geht es in der Kombüse zu, die verschiedenen Fischarten und das Verarbeiten der Fische. Es gibt viele ekelhafte Szenen beim Töten und Ausnehmen der Fische. Auch der raue Ton an Bord ist gewöhnungsbedürftig, der depressive Beigeschmack zieht mich runter. Wieso hält man es als Frau an der Seite dieser Männer aus? Freiheit bedeutet doch auch andere Alternativen als zur See zu gehen. 

Außerdem geht mir die ständige Sauferei der Männer auf die Nerven. Wie kann Lily es mit ihnen aushalten? Wo sind die Gespräche mit gleichgesinnten Partnern? Auch Jude ist irgendwie wie ein Tier beschrieben, Jack ein Volltrottel im Dauersuff.     

Dieses Buch zieht mich neugierig an, stösst mich aber auch mit den Charakteren und Fischverarbeitungsszenen auch ab. Der zweite Teil zieht sich ziemlich, die Liebe zu Jude ist irgendwie sehr leer.


Von diesem Abenteuer einer Seefahrerin konnte ich mich nicht anstecken lassen. Freiheit kann man als Frau auch anders erleben. 

***Vielen Dank dem btb Verlag für dieses Rezensionsexemplar, ich habe leider keinen echten Draht zu dem Buch entwickeln können!***


 

6 Kommentare:

  1. Liebe Barbara, ich kann Deine Enttäuschung über den teilweise sehr rüden Sprachstil der Autorin verstehen. Ich denke, das hat sehr vielmit ihrer eigenen Definition als Frau zu tun. Sie entspricht keinem sofort ansprechendem Frauenbild, zu dem eine Frau als Leserin leicht Zugang findet. Autobiografische Züge der Autorin in ihrem Buch sind unverkennbar. Ich habe mich auch beim Lesen immer wieder gefragt: "Warum tut sie sich das nur an"? Ich habe diese Frage für mich nicht lösen können.
    Schade, dass Du so enttäuscht worden bist :-( !
    GLG Angela

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    1. Liebe Angela,

      ja, ich konnte leider besonders mit der "prämierten" Sprache nicht große Sympathie entwickeln. Die Szenen mit dem Fischfang haben mich nicht gestört, die waren sehr authentisch dargestellt. Aber ich habe echte Gedanken und die Aufarbeitung ihrer Liebesgefühle vermisst.

      Grüße dich ganz lieb,
      Barbara

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  2. Guten Morgen Barbara!

    Ich hab heute einen TAG für dich - mit ziemlich ungewöhnlichen Bücherfragen :D Ich fand es zumindest nicht leicht, aber es war mal eine Herausforderung - vielleicht magst du ja auch mitmachen?
    Ich würde mich freuen :)

    https://blog4aleshanee.blogspot.de/2018/01/monopoly-book-tag.html

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo,

      ich habe mir den TAG angesehen und danke dir für dein Angbot, aber leider ist mir die Teilnahme zu aufwändig. Ich würde gar nicht für alle Themen passende Bücher finden.
      Tut mir leid!

      LG Barbara

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  3. Liebe Barbara,
    auch wenn dir das Buch nicht so gefallen hat, hat es mich doch neugierig gemacht, wie du es beschrieben hast. Ich mag schräge Frauenfiguren und stehe auf Dokus über Fischer (total toll sind die Krabbenfischer der Beringsee, die auf DMAX kommen), daher glaube ich, ist das Buch interessant für mich. Ich werde es mir mal auf die Merkliste setzen.

    Danke dir fürs Vorstellen des Buchs.

    Liebe Grüße
    Tamara

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    1. Liebe Tamara,

      ich wollte auf keinen Fall abschreckend über das Buch schreiben. Mir hat diese Figur nur nicht so gefallen und es gibt ja auch positive Stimmen zu dem Buch.
      Wenn du es gelesen hast, schreib mir doch bitte den Link zur Rezi, denn das würde mich sehr interessieren.

      Nun hoffe ich, du hast mehr Spaß an der Seefahrerin als ich.
      Liebe Grüße Barbara

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