Montag, 27. Januar 2020

Das Evangelium der Aale - Patrik Svensson

Ungewöhnlicher Ansatz und literarisch gut umgesetzt. 


"Das Evangelium der Aale" von Patrik Svensson erscheint im Hanser Verlag. 

Svensson wuchs an der schwedischen Aalküste auf und war mit seinem Vater oft beim Aalangeln. Fast täglich kam Aal auf den Tisch. Diese Spezies ist inzwischen vom Aussterben bedroht, man weiß immer noch nicht alles über Aale. Svensson verbindet mit dem Aal seine ganz persönliche Vater-Sohn-Geschichte.



"Der Fluss stand für seine Herkunft, ...und für das, wohin er immer wieder zurückkehrte... Der Aal dagegen, der sich im Verborgenen bewegte,...stand für etwas ganz anderes. Er war eher eine Mahnung, wie wenig man wissen konnte, ...woher man kam und wohin man ging." Zitat Seite 37


In der Sargassosee beginnt der Lebenskreislauf der Aale. Auch der Roman beginnt und endet dort. 

Abwechselnd erfahren wir vom Autor aus dem Leben von Patrik und seinem Vater und erforschen Wissenschaft und Literatur, in denen Aale eine Rolle spielen. 
Schon Aristoteles machte sich Gedanken zum Aal, viel später auch Sigmund Freud. Er erkannte, dass unter der Oberfläche vieles verborgen bleibt. Das ist beim Aal so und auch beim Menschen. Es war die Geburtsstunde der Psychoanalyse. 
In der Literatur finden sich Aale in Günter Grass´Blechtrommel und in den Schriften Rachel Carsons, in denen sie den bedrohlichen Einfluss des Menschen auf die Natur kritisiert.

Warum empfindet man Aale als so unangenehm? Weil sie glitschig sind, weil man weiß, was sie fressen oder weil sie im Dunkeln und Ungewissen leben?
Von Aalen ist die tausende Kilometer lange Wanderung zu den Laichplätzen bekannt, wie sie sich fortpflanzen, ist immer noch nicht komplett erforscht.

Die Natur der Aale zu erkunden, ist interessant, für mich aber nicht neu. Ein Buch rund um Aale zu schreiben, sie mit philosophischen Betrachtungen zu ergänzen und dann auf das eigene Leben zu lenken, ist neu. Deshalb hat mich dieses Buch auch sehr beeindruckt und gespannt auf die Reise der Aale und auf Patrik Svenssons Leben mitgenommen. Aale gehören zu den vom Aussterben bedrohten Arten. Doch dieses Buch dreht sich nicht nur um die Beschreibung der Welt der Aale und ihres Verhaltens.
Patrik Svensson verbindet auf vielschichtige Weise die philosophische Betrachtung eines besonderen Fisches mit der Wertschätzung von Familie und Herkunft. Es geht um die Frage woher wir kommen und wohin wir gehen, genau wie beim Aal und seiner Wanderung zu den Laichgründen. Svensson lenkt den Blick auf Religion, auf Wissenschaft und auf seine persönliche Welt, die Beziehung zu seinem Vater. 

Dieses aussergewöhnliche Buch macht deutlich, der Mensch ist nur eines vieler Lebewesen auf der Erde und dennoch hat er die Verantwortung für den Erhalt der Artenvielfalt und der Umwelt.


***Herzlichen Dank an den Hanser Verlag und an Vorablesen für dieses Rezensionsexemplar!*** 





6 Kommentare:

  1. Hallo Barbara,
    ich habe das Buch auch bei Vorablesen bekommen, meine Rezension gibt's am Donnerstag.
    Ich fand das Buch sehr informativ, gut geschrieben und auf eine gewisse Art auch spannend. Vor allem die Bezüge zwischen Literatur/Psycholiogie und Aal waren mir neu. Erst vor kurzem habe ich ein anderes Buch über Aale gelesen (Reise mit Aal von Torolf E. Kroglund). Die beiden Bücher ergänzen sich sehr gut, weil sie unterschiedliche Aspekte über den Aal ansprechen.
    Liebe Grüße
    Martin

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    1. Hallo Martin,

      über das Leben von Aalen habe ich in Berichten schon einiges gelesen. Wie aber hier die Geschichte des Aals mit persönlichen und literarischen bzw. Thesen von Freud und co verknüpft wurde, hat mich doch überrascht.
      Deine kürzlich gelesene Lektüre passt natürlich wunderbar.

      liebe Grüße
      Barbara

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    2. Hallo Barbara,
      das Thema Aale gibt tatsächlich einiges her. Die Zusammenhänge zwischen Freud und Aalen (oder Grass und Aalen) war mir z. B. auch nicht bewusst.
      Liebe Grüße
      Martin

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    3. Stimmt, das mit Freud war mir auch völlig neu. Solche Bücher sind echt eine Bereicherung. Ich habe auch von Rachel Carson erst durch Svensson erstmalig gehört, nun habe ich den Namen auf dem Schirm, falls mir mal etwas von ihr über den Weg läuft.
      lg Barbara

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  2. Liebe Barbara,
    das klingt nach einem guten Roman, acuh wenn ich Aale überhaupt nicht mag ;O)
    Ich wünsche Dir einen schönen und hoffentlich nicht allzu stürmischen Tag!
    ♥️ Allerliebste Grüße,Claudia ♥️

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    1. Liebe Claudia,

      Aale sind nicht die schönsten Lebewesen, aber ihr Leben und ihr Verhalten ist aus biologischer Sicht sehr erstaunlich. Und der Autor verknüpft seine Geschichte toll mit dem Wissen über Aale.

      Liebe Grüße, noch ist es hier friedlich!
      Auch dir einen schönen Tag,
      Barbara

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