Ein gelungener Auftakt der Fellinger-Reihe
"Eiskalter Hund" ist der erste Fall für Berti Fellinger von Oliver Kern. Der Krimi erscheint im Heyne Verlag. (Werbung)
Fellinger
ist eine echte Type, er wäre lieber Polizist geworden, als
Lebensmittelkontrolleur geht er aber auch wichtigen Dingen auf die Spur und
das mit reichlich Sarkasmus und Humor. Ein anonymer Anrufer bringt Fellinger zur Kontrolle des ortsansässigen Chinesischen Restaurants, dort wird eine übel aussehende schwarze Soße serviert und im Kühlraum hängt ein toter Hund, angeblich für
den Besuch aus China. Er findet heraus, dass die Halterin des Hundes vermisst wird.
Fellingers Ermittlungsneugier ist geweckt, er geht der Sache nach.
"...dass hier in der Gegend immer ein leichter Hauch von Jauche in der Luft hängt. ...Mit geschlossenen Augen sauge ich die niederbayrische Frische in mich hinein. Es ist nicht der Lavendelduft der Provence..., aber es ist Heimat..."Zitat Seite 137
Berti Fellinger ist schon ein ganz besonderer Charakter, ein Grantler wie er im Buche steht. Sein kaputtes Knie verhinderte seine Karriere als Polizist, nun jagt er als Hygieneinspektor die Bakterien und Keime in Restaurants. Dabei spürt er es zwischen den Schultern, wenn ein Verbrechen in der Luft liegt. Fellinger bezeichnet sich selbst als tolerant gegenüber anderen Volksgruppen und liefert andauernd Gegenbeispiele,so hat er ein besonderes Auge auf Chinesen, Russen und Tschechen und mit Preußen kann er auch nicht viel anfangen. Sein Verhalten und seine Ansichten sind so überzeichnet und offensichtlich anders, dass es für den Leser eine wahre Freude ist. Aber Fellinger erkennt auch Fehler im Verhalten seiner eigenen Landsleute, die er ihnen aber gerne verzeiht.
"Dieser Vorfall zeigt, dass der Niederbayer aufgrund seiner infantilen
Reaktion auf vermeintliche Nichtigkeiten durchaus noch zu den
Naturvölkern gezählt werden darf." Zitat S. 195
Auch wenn man hier nicht unbedingt eine hochspannende Krimihandlung erleben kann, kommt dafür der Spaßfaktor voll zum Zuge. Es ist sehr lebendig zu beobachten, wie Fellinger hier den Ermittler spielt und dabei auch einiges einstecken muss. Mit reichlich Lokalkolorit und einigen Brocken Dialekt kommt man dem Bayrischen Wald näher, Verständnisprobleme muss man nicht befürchten, ein kleines Glossar gibt Übersetzungshilfe am Ende des Buches.
Neben Fellinger gefallen mir auch die anderen teilweise recht schrägen Figuren im Buch sehr gut. Zum Beispiel Max Aschenbrenner, auch besser bekannt als Texmäx, weil er vor Jahren im Rausch ein Kettensägenmassaker angerichtet hat. Oder der Chinese Luang, für den das "R" unaussprechlich ist und deshalb häufig Wörter mit "L" benutzt. Man findet hier immer wieder Charaktere, die für jede Menge Unterhaltung sorgen und kann gespannt mitraten, wer wohl hinter allem steckt.
Der Schreibstil von Oliver Kern sorgt für ein flüssiges Dahingleiten durch das Buch, die kurzen Kapitel mit treffenden Überschriften sorgen für zusätzlichen Lesesog.
Kern trifft mit seinen Beschreibungen die menschlichen Besonderheiten zwar etwas überspitzt, aber herrlich humorig. Wie er seinen Fellinger arbeiten, ermitteln und leben lässt, ist einfach eine Freude.
"Eiskalter Hund" konnte mich wunderbar unterhalten und ich freue mich auf weitere Fälle mit Fellinger. Er könnte ein entfernter Verwandter vom Eberhofer Franz sein, das müsste man mal recherchieren! Humor, Wortwitz und herrlich durchgeknallte Figuren bringen einfach Spaß.
***Herzlichen Dank für dieses Reziexemplar aus dem Heyne Verlag, ich habe mich sehr amüsiert!***
[Werbung] Ich möchte darauf hinweisen, dass ich für diesen Beitrag nicht bezahlt wurde und ihn aus freien Stücken veröffentliche.
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