Dienstag, 27. März 2018

Kerkerkind - Katja Bohnet

Tolle Ermittler mit vielen Problemen, zu viele Nebengeschichten haben mir die Spannung genommen.


Mit ihrem Buch "Kerkerkind" aus dem Knaur Verlag hat Katja Bohnet ihren zweiten Thriller herausgebracht.

In Berlin sorgt ein Hitzesommer für Brände. Der Fund einer verbrannten Frauenleiche am Wannseeforst hat damit jedoch nichts zu tun. Die schwangere türkische Frau wurde zuvor erstochen und dann verbrannt. Rosa Lopez und Viktor Saizew vom LKA Berlin ermitteln unter Hochdruck und ihr Verdacht fällt auf den Mann der Getöteten. Doch dann tauchen weitere Leichen auf, deren Köpfe abgeschlagen und zur Schau gestellt werden. Welcher grausame Kranke wütet hier?  


 
Rosa Lopez steht kurz vor ihrer dritten Entbindung und deshalb steht ihr Kollege Viktor Saizew ihr bei den Ermittlungen zur Seite. Allerdings ist er noch nicht richtig einsatzfähig, denn er leidet noch immer an den Folgen eines Gehirntumors. 
Rosa hat jedoch nicht nur mit ihrer Schwangerschaft zu kämpfen, ihr macht das Auftauchen ihres seit acht Jahren totgeglaubten Sohnes zu schaffen.

Der Thriller beginnt spektakulär mit einem verstörenden Prolog. Ein Mann wird gefangen gehalten und vergeht vor Angst, Panik und Schmerz.

Die Ermittlungen um den Fall der getöteten Frau übernehmen Lopez und Saizew trotz ihrer persönlichen Belastungen. Sie haben es mit einem besonders perfiden Mörder zu tun, das machen die grausam zugerichteten Leichen ihnen schnell deutlich. Wer Menschen köpft, die Köpfe dann offen ausstellt, kann nur psychisch gestört sein. Trotz der privaten Schwierigkeiten stellen die Ermittler ihre ganze Einsatzfähigkeit in ihre Nachforschungen. 


Katja Bohnet bringt mit ihrem klaren, knappen Schreibstil nicht nur die wichtigen Dinge in der Ermittlung auf den Tisch, sie beschreibt auch mit bildhafter Tiefe die Beziehungen, Mordvorgänge und Gespräche aller Beteiligten. Das ist interessant zu lesen, doch gleichzeitig liegt auch hier das Problem. Es gibt viele Inhalte, reichlich Personen und Nebenhandlungen, die mich zwar gut unterhalten haben, aber die Spannung blieb dabei ein wenig auf der Strecke. Welche Situationen und Personen sind für die Tätersuche wichtig, welche Beschreibungen bringen einen Hinweis auf den Täter? Als Leser steht man vor vielen Informationen und ist damit überfordert.  

Es fehlten mir die Emotionen und mitmenschlichen Stimmungen, die den Figuren Leben einhauchen. Und die beiden Hauptfiguren erscheinen fast wie Marionetten, die ihren Tanz auf dem Feuer nicht nur im Berufsleben, sondern auch im privaten Umfeld ausüben mussten. Etliche Nebenhandlungen erschweren es, dem roten Faden des Buches aufmerksam folgen zu können. 
Als Beispiel möchte ich hier die dänische Polizistin erwähnen, die eigentlich nur eine untergeordnete Rolle spielt. Dennoch wird sie so im Buch eingebaut, dass man ihr mehr Bedeutung beimisst als nötig wäre.
Überall springen dem Leser Probleme entgegen, neben den erwähnten Nöten der Ermittler haben auch Viktors Lebensgefährtin, seine Oma und seine Tochter Probleme. 

Ganz so negativ kam mir der Thriller beim Lesen allerdings nicht vor. Er hat mich mit gut dargestellten Szenen in die hochsommerliche Atmosphäre Berlins gezogen. Aber im Nachhall hat mir vor allem die echte Arbeit der Ermittler gefehlt.

Bei diesem Thriller sieht man in menschliche Abgründe und erlebt ein außergewöhnliches Ermittlerduo, von dem man angezogen wird. Dennoch konnte er mich nicht völlig begeistern. 


***Vielen Dank für dieses Leseexemplar aus dem Knaur Verlag.***



[Werbung] Ich möchte darauf hinweisen, dass ich für diesen Beitrag nicht bezahlt wurde und ihn aus freien Stücken veröffentliche.

4 Kommentare:

  1. Hallo Barbara,
    alleine schon nach der Beschreibung hatte ich den Kopf voll mit Informationen. Kann mir sehr gut vorstellen, dass das im Laufe des Buches ja noch mehr wird. Der Thriller scheint überfrachtet zu sein. Mit sowas komme ich auch nicht so gut zurecht. Ich mag klare Strukturen und verschlungene Wege. Aber ich mag es gar nicht, wenn man mich mit zu vielen Sachen ablenken will, die für die Story gar nicht nötig wären, nur um meinen Blick zu verschleiern. Danke für die sehr interessante Rezension!
    GlG, monerl

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    1. Hallo Monerl,

      du hast es richtig erfasst. Das Buch habe ich wirklich interessiert gelesen und immer mal wieder die neuen Szenen und Lebenswege verfolgt, die neu eingeschlagen wurden. Aber solche Irrwege dürfen nicht zu viel werden.

      Liebe Grüße
      Barbara

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  2. Keine Lektüre für mich. Bisher ist es erst einmal vorgekommen das ich auch ein Rezensionsexemplar bekommen habe , welches ich nach wenigen Minuten nicht mehr hören wollte. Ich war ebenfalls wie Du einfach entsetzt . Es gibt halt Genres die ich einfach nicht hören kann
    LG heidi

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    1. Liebe Heidi,

      die blutigen Szenen sind halt Thriller, damit kann ich schon leben, aber die vielen Irrwege und neuen Personenbeschreibungen waren mir einfach zu viel.

      Noch einen schönen Abend,
      Barbara

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